Kori ado Ko - utopischer Roman von Slov ant Gali (36)
Ela Lasen
Mc Phearson richtet sich auf. „Wir müssen jetzt besonnen handeln“, sagt er mit schon wieder fester Stimme. „Als wichtigstes müssen wir herausfinden, wie wir hier weg kommen. Dann haben wir einen Auftrag: Wir sollen fremde Energiequellen ergründen. Und Energie haben die Viecher offenbar reichlich. Wenn uns das nicht gelingt, machen die hier uns hier früher oder später zu Kopffüßlern.“
Gila genießt die Gelegenheit, ihrem Commander beschwichtigend die Hand auf die Schulter zu legen – noch dazu, wo sie diesmal ihn aus dem Gesundungskubbon abholt. „Ist doch erstmal ein Fortschritt, dass wir heil und wieder zusammen sind. Der Rest wird sich …“
Cole schüttelt sie unwillig ab: „Nein, nichts mit Der-Rest-wird-sich-finden! Im Moment haben uns diese Untiere zwar in ihrer Gewalt. Aber hier sind wir die Menschen. Wir werden unsere Chance abpassen. Dazu müssen wir darüber Bescheid wissen, was die Viecher vorhaben, was bei ihnen los ist. Gibt es jemanden, der engeren Kontakt mit den Saugnäpfen hat?“
Zögernd sieht sich Ela um. Dann meint sie leise: „Sehr engen Kontakt nicht gerade. Ein Ko-Mädchen hat mir geholfen, dass ich hierher kommen konnte. Leider ist sie vorhin plötzlich mit ihrem Freund verschwunden. Ich glaube, die beiden heiraten in den nächsten Tagen. Und ihr Onkel scheint Einfluss zu haben.“
„Ela, kannst du das Vertrauen dieser Familie gewinnen? Wir sollten uns nichts vormachen. So als Fremdlinge können wir schwer etwas ausrichten. Okay, es ist beruhigend, in einem gemeinsamen Quartier zu wohnen. Aber bisher waren wir bessere Gefangene, in der nächsten Zeit hocken wir im Ghetto – weitab von allem, wo die Musik spielt.“
Ela muss unwillkürlich lächeln. Solch ein Spruch ausgerechnet bei einem Volk, das keinen Hörsinn kennt! Sie fühlt sich zwar nicht unbedingt als Gefangene, aber ganz Unrecht hat Mc Phearson nicht: Sie leben als Menschen wirklich in einem abgeschiedenen kleinen Ghetto ohne rechten Zugang zu den normalen Bewohnern von Kori-ado-Ko.
„Ela, du mischt dich unter diese Fangarme! Leb so eng es geht mit ihnen zusammen. Wir müssen aber genau den Augenblick abpassen, um ihr Misstrauen zu zerstreuen. Wenn du dich allzu sehr aufdrängst, erreichst du auch nichts.“
Die beiden folgenden Tage bestätigen die Vorhersage ihres Commanders. Was sie auch tun, sie bleiben unter sich, unterhalten sich miteinander, erfreuen sich aneinander, sie erhalten sogar eine gemeinsame Führung durch verschiedene Kubbons. Aber all das ändert nichts an ihrer Rolle als unfreie Gäste. Im Geschichtskubbon zum Beispiel wäre Ela viel länger geblieben. Aber sie muss den anderen hinterher, und zum Schluss hocken alle voll gestopft mit unverdauten fremden Bildern in ihrer Unterkunft, haben sich mit keinem der Kraken unterhalten können, und das einzige, was sie genau wissen, ist, dass ihnen ihre Füße weh tun und dass in ihrem Kubbon wahrscheinlich Anlagen installiert sind, die alle ihre Verhaltensweisen aufzeichnen. Wie hat ihr Begleiter gesagt? „Zum einen wissen wir so am schnellsten, wenn ihr gemeinsame Wünsche habt, zum anderen wollen wir euch ein wenig beobachten, wie ihr miteinander umgeht. Ihr seid eine fremde Kultur, und unsere Studies wollen auch dann noch etwas von eurem Verhalten untersuchen, wenn ihr längst wieder auf eurem Heimatplaneten seid.“
Die Einladung, als Ehrengäste an einem Einssein teilzunehmen, verspricht wenigstens eine kleine Abwechslung. Ela ist gespannt auf dieses Fest. Die Möglichkeit, ein fremdes Vereinigungsritual mitzuerleben, würde ein absoluter Höhepunkt ihres Ethnologenlebens sein. Noch dazu, wo sie die Hauptdarsteller ein wenig persönlich kennt …