Kori ado Ko - utopischer Roman von Slov ant Gali (56)

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Ela Lasen

Die Stärksten, die am besten Angepassten überleben, die Schwachen sind nur als Beute für sie nötig. Das ist ein Weg zur Vielfalt durch Anpassung. Aber muss sich das nicht ändern, sobald ein intelligentes Wesen seine Umwelt nach eigenen Vorstellungen umgestalten kann? Zwar unvollkommen, fehlerhaft erstmal, aber es kann es – und was es schon alles angefangen hat, kann es sowieso nicht mehr rückgängig machen? Muss dieses intelligente Wesen dann nicht auch die Vielfalt der scheinbar Schwachen schützen, weil es eigentlich das einzige übrig gebliebene starke Wesen ist? Behielte es die alten Naturgesetze bei, verkümmerte es zu einem einsamen Superwesen.

Die Natur setzt Grenzen. Stimmt, Shi. Schließlich können wir uns immer nur so viel vorstellen, wie uns unsere Erfahrung erlaubt, und so viel anpassen, wie wir Mittel dafür haben. Mit den Materialisatoren funktioniert das ganz unmittelbar. Die Ko müssen nur darstellen können, was sie sich gerade vorstellen – schon ist es da. Das haben sie uns voraus. Die Menschen sind andere Wege – vielleicht Umwege – gegangen. Trotzdem schaffen sie lebende Wesen nach ihrem Bilde. Wozu? Verdienen wir diese Macht? Gebrauchen wir sie für eine Entwicklung, die wir verantworten können? Ist nicht jede Macht mit Verantwortung verknüpft? Ela nimmt sich vor, sich auf die nächste Diskussion mit Shi besser vorzubereiten. Wesen wie er werden bald viel Verantwortung haben. Nein, mit seinen Güllscho hat er sie schon an sich gerissen.

Ela geht mit gesenktem Kopf im Kubbon hin und her. Sie nimmt überhaupt nicht wahr, wie Jenny eintritt. Sie hätte wahrscheinlich auch gar nicht daran gedacht, dass die Kameradin diese Eigenart der Ko so schnell übernehmen könnte, nicht zu klopfen, sondern nach dem Eintreten abzuwarten, bis sie bemerkt wird. Aber als Ela Jenny sieht, fällt sie ihr freudig um den Hals. „Na, lässt sich mal einer von euch hier sehen? Na, gut, wenn ich ein Mann wäre, würde ich dich so auch nicht gern allein raus lassen.“

„Danke, gleichfalls! Du machst dich rar in letzter Zeit. Cole meint sogar, du gehst uns aus dem Weg. Und dein Weg in unseren Kubbon ist nicht weiter als meiner zu deinem. Oder hast du einen Grund, uns zu meiden?“

„Quatsch, meiden! Entschuldige, Jenny, aber ich hab keine Langeweile.“

„Nein, Mädel, nur wir. Wir hängen die ganze Zeit hilflos rum und hoffen, noch in diesem Leben zur Erde zurückzukommen.“

Ela zieht Jenny auf ihr Kali. Wie soll sie auf die Schnelle erzählen, was sie weiß? Eigentlich müsste sie mit Cole reden. „Du, beinahe … ja, fast wäre euer … unser Energieauftrag gelöst gewesen. Die Ko haben nämlich Kristalle, die unendlich viel Energie speichern können. Und die sind von einige von ihnen in … jedenfalls haben sie die versteckt. Aber ich weiß nicht, wie wir dort herankommen sollten. Vielleicht geben sie uns von sich aus welche mit.“

„Wir haben nicht mehr genug Zeit. Kommst du denn klar mit diesen Fangarmen?“

„Mach dir mal keine Sorgen, Jenny, die sind schon ganz in Ordnung. Wurde richtig Zeit, dass Menschen und Ko Kontakt aufnehmen. Schade nur wegen der äußeren Umstände.“

Ela zögert. Soll sie ausgerechnet mit Jenny über ihre Unsicherheit zu Fragen der Evolution diskutieren? Nein, damit wäre die überfordert. Welcher Mensch hat das Recht, sich ohne eigene Not in das Glück anderer einzumischen? Die Antwort bleibt sich Ela schuldig. Ascha und Shi sind hereingekommen. Jenny ist wie ausgewechselt. Sie schweigt, lächelt abwesend und beeilt sich aufzustehen. „Komm uns doch auch endlich mal besuchen! Du weißt ja, wo du uns findest.“

„Ja, ja. Bis bald!“ Ela drückt Jenny kurz an sich.

Schade, sie hätte kommen können auch zum Feldballspiel“, sendet Shi. „Na, dann nicht.“

Ela folgt den beiden Kraken. Eine Ethnologin muss sich auch für fremde Sportarten interessieren. Du Heuchlerin, lacht sich Ela aus, es macht dir doch einfach Spaß, dabei zu sein.

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