Eine Bemerkung zum polnischen Verbot sozialistischer Symbole

Veröffentlicht auf

Nein. Ich will diese faschistoide Maßnahme nicht rechtfertigen. Sie ist ein grauenvoller Vorbote, was uns in einem unter heutigen Vorzeichen vereinigten Europa alles blühen kann. Ich will auch keine Kausalkette aufbauen. Ich muss aber auf eines hinweisen: Der sogenannte Hitler-Stalin-Pakt gehört zu jenen Vorgängen, die den Boden für einen solch hasserfüllten Antikommunismus bereiteten.
Leider gibt es auch genügend linke Historiker, die das Einrücken der Sowjetarmee in die ostpolnischen Regionen in Abstimmung mit Hitlerdeutschland mit den Ergebnissen des 1. Weltkriegs und des Bürgerkrieges, mit Curzon-Linie usw. zu begründen suchen.  Sie vergessen dabei, dass es sich bei diesen Grenzen um einen Raubfrieden nach einem imperialistischen Weltkrieg handelte. Die polnische Geschichte bzw. das polnische Verhltnis zu seinen Nachbarn geht aber auf das 18. Jahrhundert zurück, wo sich in Teilungsphasen die Nachbarriesen das polnische Territorium unter den Nagel gerissen hatten (unter Verrat polnischer Pans, zugegeben). Preußen, Österreich und ...Russland. Durch die über 100jährige Fremdherrschaft wurde JEDE Grenze willkürlich und, sofern durch ausländer unter sich ausgehandelt, mit Vorbehalten belastet.
Im Zuge eines der schwersten Verstöße gegen die Leninsche (theoretische) Nationalitätenpolitik hatte Stalin-Russland nichts Besseres zu tun, als an die Eroberungspolitik des zaristischen Russlands anknüpfend im vorübergehenden Bündnis mit dem früheren Mitbesatzer in "Restpolen" einzurücken und dort die Reste von potentieller Eigenständlichkeit zu bekämpfen (Katyn). Ist es nicht doch etwas verständlich, wenn nach der folgenden Befreiung von Hitlerdeutschland Denkrelikte zurückblieben, die aus nationalistischer Sicht die Unterschiede zwischen den verschiedenen Besatzern wegwischten? Vielleicht war es sogar ein Glück, dass Stalin-Russland im Krieg gegen Finnland 1940 seine vereinbarte Einflusssphäre nicht erobern konnte? Die schnelle Abfolge der Ereignisse nach Beginn des 2. Weltkriegs macht es ja auch baltischen Nationalisten (wenn auch mit weniger Berechtigung) leicht, ausgerechnet in der Roten Armee eine Besatzungstruppe zu sehen.
Es ist ein großes Problem, dass sich Menschen verstehen. Der Gebrauch der gleichen Sprache ist ein besonders offensichtliches Merkmal. Insofern werden "Befreier", die eine andere Sprache sprechen, leichter als Besatze wahrgenommen. Wir sollten uns deshalb über solche Sumpfblüten primitiven Denkens weniger wundern bzw. höchstens darübe, dass auch die modernen imperialistischen Mächte so schwer daraus lernen und ein Afghanistan nach ihrem Gusto erschaffen zu können glauben...

Veröffentlicht in unsere Epoche

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post