Ist Thies Gleiss bereit für eine 3-Prozent-Partei oder Sahra Wagenknecht oder wer?

Veröffentlicht auf

Die "junge Welt" bringt zur Auswertung der Niedersachsen-Niederlage u.a. ein Interview mit Thies Gleiss. Dass beginnt gleich mit einem Bonbon:

Eigentlich sind 3,1 Prozent für eine Partei mit einem strikt antikapitalistischen Profil, wie es das Erfurter Programm verkörpert, eine prima Sache. So viel Zuspruch für eine authentisch linke, sozialistische Partei, die zum Beispiel die Großindustrie vergesellschaften will – das wäre sensationell.

...

.Und dann ...

.Die Linke wird nicht nur arithmetisch nicht gebraucht, sie wird vor allem nicht gewollt. Die SPD hätte auch bei einem anderen Wahlausgang den Teufel getan, mit der Linken zu paktieren, eher hätte sie ihr Heil in einer Jamaika- oder einer großen Koalition gesucht. Die Sozialdemokratie der 1970er Jahre gibt es nicht mehr, diese Partei arrangiert sich vollständig mit den Besitz- und Machtverhältnissen in dieser Gesellschaft. Mit das erste, was SPD-Chef Sigmar Gabriel zum Wahlausgang sagte, war, daß man die Linke nicht mehr zu wählen braucht.

Was folgt daraus? Radikalopposition?

Meine These lautet: Hätten wir mit unseren radikalsten Positionen aus dem Erfurter Programm Wahlkampf gemacht, wären wir garantiert nicht bei weniger Stimmen gelandet. Diese ganzen Verrenkungen, uns parteipolitisch kompatibel zu machen, bringen nichts. Außer, daß wir damit innerparteilich in punkto Selbstbewußtsein verheerende Schäden anrichten. ...

Es wäre an der Zeit, daß wir die konstituierenden Elemente unseres bisherigen Auftretens hinterfragen. Gibt es in Deutschland eine Mehrheit links von der Mitte? Ich meine nein. Gibt es parteipolitisch so etwas wie ein linkes Lager? Wieder nein. Wir müssen eine eigenständige, selbstbewußte sozialistische Partei aufbauen. Das ist ein mühsamer Weg, auch mit Rückschlägen, aber wir werden merken, daß wir peu à peu ein sehr solides Fundament an Stammwählern aufbauen. (vgl. HIER)

.

Das hieße, langfristig systemverändernde Opposition. Das hieße aber auch, erst einmal auf Fleischtöpfe der Katzentisch-Regierungsmandate zu verzichten. Das hieße auch, nicht unbedingt gut davon zu leben, gelegentlich darüber zu reden, dass man konsequent gegen den Kapitalismus sei, sondern es mit persönlicher Disqualifikation im Mainstream auch praktisch handelnd zu sein. 

Persönliche Opfer bringen. Aus dem Rampenlicht treten, mit wenigen gleich Gesinnten ehrlich kämpfen gegen die Windmühlen. Es gab einmal eine Kommunisten-Generation, die war sich bewusst, für ihre Sache u.U. auch sterben zu müssen. Die hat sich Ansehen verdient duch Konsequenz und Ehrlichkeit, durch Einsatz für die Sache.

Die Formen mögen heute anders sein. Aber die Kaltenbrunner-Truppe beweist es: Auch heute kann es in die Breite sein, wenn man kommunistisch handelt. Aber nun frage man eine Sahra Wagenknecht, ob sie in die DKP übertrten oder Gründungsmitglied einer Vereinigendne Kommunistischen Partei werden möchte. Was würde sie antworten? Ich meine das nicht auf diese eine prominente Frau bezogen. Es gibt viele, die sich etwas "Linkes" einreden, um einen gegenwindstilleren Platz als Alibiopposition des Systems zu ergattern.

Menschlich, aber traurig. Folge: Es ändert sich nichts ...

.

 

Veröffentlicht in Debatte

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post