Wer weiß, dass der 12. Oktober als "Tag der Rasse" gefeiert wird ...

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... und das nicht von deutschen Neonazis?

Der es nicht weiß, hat sich gerade selbst verraten, dass er kein oder kein aufmerksamer Leser der "junge Welt" ist. Denn die setzt in ihrer Wochenendgerade auf Seite 3 einen wunderbaren Welt-Schwerpunkt. Es ist nämlich traurig um jene Deutschen bestellt, die nicht über ihren Tellerrand blicken.

Ich gebe ja zu, ich hätte es bisher auch noch nicht gewusst, wie belastet dieser Tag ist, weil er die "Entdeckung" Amerikas feiert ... wo doch schon MENSCHEN lebten. Wir haben einen weiten Weg vor uns, bis wir akzeptiert haben, dass WIR Deutsche, Spanier, Europäer, US-Amerikaner, Juden usw.usf. weder besser noch schlechter, sondern im Höchstfalle ANDERS sind als andere Menschengruppen.

12.10.2013 / Schwerpunkt / Seite 3Inhalt
Ein anderer Wind

Christoph Kolumbus und die Aktualität der Urvölker. Aktuelle Geschichtsdebatten in Lateinamerika

Von Alfredo Bauer, Buenos Aires
Man soll den Wert der Symbole nicht überschätzen. Aber sie in ihrer echten Bedeutung zu beurteilen, ist wichtig. Vor fast einem Jahrhundert hat die spanische Regierung den Jahrestag der »Entdeckung Amerikas«, den 12. Oktober, zum »Tag der Rasse« (Día de la raza) erklärt, und er wird seither in Spanien und weiten Teilen Lateinamerikas alljährlich feierlich begangen. Nun hat im hispanischen Kulturkreis der Begriff der »Rasse« keine so widerwärtige Bedeutung, wie er sie, aus guten Gründen, im deutschen Sprachgebrauch hat. Aber die Vorstellung von Überlegenheit ist auch da implizit, und sie gehört ohne Zweifel zum Rüstzeug des Kolonialismus und des Imperialismus. Von welcher »Rasse« ist denn da die Rede? Doch von der weißen, hispanischen! Obgleich es kaum irgendwo eine solche Blut- und Kulturvermischung gegeben hat wie auf der iberischen Halbinsel. Immerhin: Mögen die Völker Spaniens nur stolz darauf sein, daß im Dienst ihres Königspaares der Genuese Cristoforo Colombo »eine Neue Welt entdeckt« hat. Daß aber die Völker Amerikas den »Tag der Rasse« feierlich begehen, wie es etwa in Argentinien auf Verfügung des Präsidenten Hipólito Irigoyen (1916–1922 und 1928–1930) jahrzehntelang geschah, kann durchaus als eine nationale Schande bezeichnet werden. Darum hat unsere Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner gut daran getan, den Feiertag in einer solchen Bedeutung abzuschaffen. Man feiert nunmehr den »Tag der kulturellen Vielfalt« (Día de Respeto a la Diversidad Cultural). Eine Bezeichnung, die einen ganz anderen Symbolwert hat.
Die eigene Tradition

(hier weiterlesen)

Veröffentlicht in Geschichte

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