Kori ado Ko - der utopische Roman von Slov ant Gali (20)

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Ascha ist unzufrieden mit sich. Natürlich sind alle denkenden Kreaturen, die in der Welt existieren, irgendwie gut und nützlich. Das ist doch klar. Aber müssen diese Zweifüßer ausgerechnet dann auftauchen, wenn sie sich auf ihr Einssein mit Shi vorbereitet? Müssen sie ihr absolutes Ureinssein stören? Sie weiß ja, dass zwei Ko selten eine Einheit auf Dauer bilden. Für die Weite Kori-ado-Kos kostete das zu viel Kraft. Was nutzt es, an den Liebsten zu denken, wenn diese Gedanken nicht bei ihm ankommen? Ascha ist sowieso die sichtbare und greifbare Nähe ihres Anwärters wichtiger. Shi ist der schönste junge Ko, den sie sich vorstellen kann. Er hat sicher Tausende fein ziselierter Schuppen mehr als andere Ko-Männer. Für Ascha leuchten Shis Liebeszeichen reiner als alles, was sie je gesehen hat, und seine Symbole auf der Haut verschwimmen kein bisschen, kaum, dass er ihr gegenübersteht. Und er ist bestimmt der einzige, der auf einmal ein siebenundsiebzig-rhythmisches Gedicht für sie leuchten lassen kann. Shi ist einfach einmalig, und ausgerechnet jetzt fesseln ihn die Neuigkeiten um irgendwelche Zweifüßer. Ja, er hat sogar – wie so viele – den Spleen, sich selbst nicht als Ko, sondern als Krake zu bezeichnen, weil die Fremden es für sich tun. Das ist bestimmt etwas Abwertendes, und Ascha wird plötzlich von einem ungeahnten Verlangen erfüllt, ihren Anwärter in die alten Riten ihres Volkes einzuführen. Er muss doch begreifen, dass er sich mit einer Ko vereint und nicht mit einem solchen Menschenwesen. Dabei hatte sie selbst noch ein paar Sonnen zuvor gerade über den Vorbereitungsritus der Geschichte gelästert. Wer denn das alles brauche…

Ascha richtet sich noch einmal kurz auf. Sie betrachtet ihren weichen, anschmiegsamen Bauch, ihre Tasche, die sehnsüchtig auf Shis Sporn wartet. So lange die Fremden hier sind, würde das Fest nicht so werden wie erhofft. Oder soll sie etwa vor Zweifüßern mit Kanobaum-Knüppeln in den Händen ihren Bauch freilegen, wie Tzschuk vorgeschlagen hat? Ihr erstes Einssein mit Shi als Gastfeier für die Fremden begehen? Da bleibt sie lieber ewig das Zentrum einer Einheit von Mikros. Selbst, wenn dann nie eigene Mikros aus ihrer Tasche schlüpfen sollten.

Was soll sie tun? Endgültig gelöst ist das Problem erst, wenn die Zweifüßer wieder dorthin zurück gereist sind, woher sie gekommen sind. Wenn sie das nur beschleunigen könnte! Jede Sonne, an der diese Menschenwesen in ihrer Nähe bleiben, ist eine Sonne zu viel.

Ascha liegt schon über eine Stunde grübelnd in ihrem Kali. Plötzlich kommt ihr eine Idee. Sie ist das Problem völlig falsch angegangen! Shi zieht es weg von ihr zu den Fremden, weil die woanders sind. Wie wäre es denn besser? Eines dieser Zweibein-Wesen kommt zu ihr! Einen besseren Trick gibt es gar nicht. Wenn Shi wirklich so neugierig auf diese Erdintelligenz ist, dann soll er seine Neugierde ruhig stillen. Und zwar aus unmittelbarer Nähe. Aber gleichzeitig besucht er seine Ascha. Shi wäre wieder da. Der Rest wird sich ergeben.

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