Kori ado Ko - utopischer Roman von Slov ant Gali (67)

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Nein, die Grübelei bringt nichts. Ela schüttelt sich. Schluss jetzt. Für einen Moment darf jeder Selbstmitleid empfinden. Aber sie wird nicht einsam in der Fremde sterben. Sie wird die Ko um eine Aufgabe bitten, mit der sie sich in der verbleibenden Zeit bis zur Kollision nützlich machen kann. Das ist besser als monatelang über den unvermeidlichen Tod nachzugrübeln. Ela läuft zurück, als zählte jede verbleibende Minute Leben unter ihren neuen Freunden. Sie weiß, wie weit – eigentlich, wie nah – es bis zur Siedlung ist. Stürmt vorwärts. Langt noch vor der Mittagszeit am ersten Tor an.

Nanu? Was machen die ganzen Ko denn draußen? So viele hat sie noch nie im Freien auf einem Haufen gesehen. Und die bewegen sich, als gäbe es etwas extrem Wichtiges, so schnell und konzentriert. Ob Ascha ihr das erklären kann? Ohne ihren TS kann Ela nur niemand fragen...

Der Kubbon von Ascha und Shi ist leer. Eine TS-Verbindung kommt auch nicht zustande. Das ist noch kein Grund zum Aufregen. Ela tritt an einen Materialisator. „Ein Abendbrot, Standard.“ Abwesend kaut sie auf den gewürzten Scheiben herum. Selleriescheiben mit rohem Fisch. So hätte es Ela geschmeckt, hätte sie darauf geachtet. Ihr Blick wandert durch den Raum. Ela muss lächeln. Ihr Gästekali… Oder soll sie doch lieber Bett sagen? Ascha hat offenbar mit der ovalen Liegestätte nach einem Kompromiss gesucht. Ela lächelt noch wegen etwas anderem. Schade, dass sie nicht von so vielen Armen und Beinen eines Menschen umschlungen werden kann wie die Ko von ihresgleichen. Das Bild von Ascha und Shi taucht vor ihr auf. Ihr Nest voller leuchtender dicker Schlangenarme. Vereint entrückt.

Sorgfältig legt Ela die letzten jämmerlichen Reste ihrer ehemaligen Uniform in die Ecke. Sie betastet ihre Haut. Nein, eine leuchtschuppige Ko würde sie nicht werden, aber etwas gegerbt kommt sie sich schon vor. Sie betrachtet noch einmal die von Narben übersäte Haut ihrer linken Hand. „Gehe ich halt mit euch eine Einheit ein“, flüstert sie ihren Fingern zu. Dann vergisst sie den Raum um sich herum …

 

ELA? ELA!!!

Ruft da jemand?

Nein. Vor ihrem Traumbild macht sich ein breites Spruchband breit. Es wird von Ascha und Shi gehalten. ELA, WACH AUF! Das ist gar kein Traum. Oder doch? Widerwillig lässt sich Ela aus Bildern herausreißen, an die sie sich im nächsten Moment schon nicht mehr erinnern kann. Stattdessen sieht sie sich vier Riesenaugen und den beiden vertrauten Monsterköpfen gegenüber. Auf Aschas Rücken steht „Ela, was ist mit dir?“, und Shi hält Elas TS in den Händen. Ela tippt ein „Ich habe geschlafen und geträumt – macht ihr so etwas nicht?“, aber das Krakenpärchen geht gar nicht auf die Frage ein. „Wir müssen bilden eine größere Einheit. Willst du gehören dazu?“

Ela macht sicher nicht den intelligentesten Eindruck, als sie antwortet: „Natürlich würde ich gern. Aber das geht doch nicht.“

Das alles ist anders“, tippt Shi. „Du hast Recht vielleicht mit der Verbindung der Gedanken. Das wir prüfen trotzdem. Nur die Einheiten, die bilden die Ko jetzt, werden sein Reisegemeinschaften. Wir werden leben zusammen auf kleinstem Raum lange. Da wir müssen verstehen uns besser als bis jetzt.“

Langsam kommt die Erinnerung zurück. Der Meteorit. Die Sonde. Der Untergang.

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