Die Zukunft denken (20)

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Es bedurfte zweier Dinge, die dieses klare System zerbrechen durften: Die Menschengruppe musste in die Geschichte eintreten, die sowohl ein reales Interesse an der Vergrößerung des Erkenntnishorizonts der ganzen Menschheit hatte als auch die Mittel dafür. (Alle Ausgebeuteten hatten zwar ein reales Interesse an der „Bewegung der Welt“, ihnen fehlte es jedoch an materiellen und geistigen „Investitionsmitteln“) Bevorzugt das „Handelskapital“ hatte Interesse an neuen, günstigen Verbindungen und einem allgemeinen Wissensniveau, das auf Veränderung und nicht Unveränderlichkeit beruhte.

Das zweite Notwendige waren die Entdeckungen und Erfindungen selbst, die allerdings mit einer gewissen Zwangsläufigkeit erfolgten, als „geniale Köpfe“ sich auf die jeweils vorangegangenen stürzen konnten. Der Erfindung des Buchdrucks kam dabei eine Sonderrolle zu, denn erstmals konnte gesammeltes Wissen vervielfacht und damit zusammenhängend dargestellt verbreitet (im engsten Sinne) werden.   

Und danach ging es so schnell voran, dass man sich die Gedankenwelt der Mittelaltermenschen kaum noch vorstellen kann.

Nun frage ich Sie: Könnte es nicht sein, dass wir, was das Verständnis gesellschaftspolitischer Zusammenhänge angeht, in einer Mittelalterwelt leben … und das, was die Masse aller Menschen glaubt, ist dieselbe „Erdscheibe“ wie damals das „physische“ Weltbild?

Erinnern Sie sich noch an die Verrenkungen, die der Erklärer damals hätte machen müssen, um eine Weltvorstellung verständlich zu machen, die Ihnen heute ganz „natürlich“ erscheint … und trotzdem ist er gescheitert?

Nun gibt es Behelfskonstruktionen. Sie brauchen ein paar Zufälle. Schräg einfallender Sonnenschein könnte Ihnen helfen. Plötzlich werden Staubteilchen auf der Oberfläche Ihres Globusses sichtbar. Sie können sagen, dass das den Größenverhältnissen zwischen Erde und Mensch darauf näher kommt, und sie können Ihren Globus drehen und die Staubteilchen fallen nicht herunter, weil sie durch „Gravitation“ (die Anziehung der Masse …) festgehalten werden.

Insgesamt hilft es aber nichts: Sie müssen Ihre Welt von Grund auf anders erklären, weil sie nämlich von Grund auf anders ist. Ihr Gegenüber hat aber mit dem Mittelaltermenschen eines gemein: Er glaubt, über alle Kenntnisse zu verfügen, die zur Erklärung der Welt erforderlich sind, bzw. die nötig sind, um zu beweisen, dass „man“ einfach nichts machen kann. Dem einen reichten die ständigen Predigten seines geistigen Vaters, dem anderen ein scheinbar unabhängiges System „BILD dir deine Meinung“ … was längst seine Meinung „gebildet“ hat.

Veröffentlicht in Zukunft denken

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