Mein ganz individueller Kommunismus (17)

Veröffentlicht auf

Darf man mir verübeln, dass ich das vergnüglich fand? Aus einer spontanen Tageslaune heraus landet einer auf einem Pädagogenplatz – und noch dazu auf dem des grausigen Rotlichtbestrahlers für unschuldige Kinder? Ich kann es nur für mich festhalten: Ja, so anarchisch habe ich Staatsbürgerkundelehrer werden können. Und mir ist nie ein „Stasi“-Schlapphut mit dem Wunsch nach einer „Verpflichtung“ (aus anderen Gründen auch nicht) begegnet – ja, ich war nicht einmal Mitglied oder „Kandidat“ der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Das war nicht Bedingung (wäre wegen des Aufnahmeverfahrens auch nicht möglich gewesen, da ich kein Jahr irgendwo fest haften geblieben war). Später habe ich mich darum bemüht, dies zu ändern. Das war schwieriger. Ich nahm es allerdings auch ernst mit der Auswahl meiner Bürgen. Ich hatte meine Freiheit voll ausgereizt und erwartete nicht von vornherein, dass man ausgerechnet mir Vertrauen entgegenbrächte – brachte man aber.
Probleme gab es eigentlich überwiegend mit Kleingeistern. Während die Freiheiten, die wir in der „Sektion Marxismus-Leninismus“ bei der praktischen Ausgestaltung unseres Studiums und im Ausreizen unserer Meinungsbildung genossen, beobachteten wir bei den Studenten der Geschichtssektion Anderes. Dort wurde schulmäßig gegängelt. Ich entschied sehr frei darüber, welche Veranstaltungen ich tatsächlich in Anspruch nahm, und viele der Gedankengänge, mit denen uns unsere Professoren „bearbeiteten“, hätte nach heute üblichem DDR-Bild deren sofortiges Verschwinden in „Stasi-Knästen“ zur Folge haben müssen.

Veröffentlicht in Kommunismus

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post