Zu "Sonntags mit Iranern"

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Als Kommentar zu meiner Info den Protest von Iranern betreffend wurde ich gefragt, wo da mein roter Prediger-Standpunkt bleibt.

Ich gebe zu, hier schlagen mehrere Herzen in meiner Brust.

Lenin hat sich sehr differenziert mit einem Problem dieser Art auseinanderzusetzen versucht.

Richtig ist: Ein "bürgerlicher" Wandel weckt Begehrlichkeiten. Es ist logisch, dass die Medien von einem denkbaren Sturz des "Regimes" begeistert wären. Es wäre sogar ein unmittelbares ökonomisches Interesse vorhanden: Zugang zu strömendem Öl.
Klassenstandpunkt?
Zumindest darf ich Bedenken anmelden gegen den Spruch "Der Feind meiner Feinde ist mein Freund".
Der Iran Achmadinedschads ist extrem antikommunistisch, zutiefst reaktionär.  Ich werde mal ein wenig beim alten Engels nachbuddeln, der auch seine Auslassungen zum Islam(ischen Fundamentalismus) gemacht hat.
Ich sehe die Haltung von Hugo Chavez als blanken Pragmatismus: Er muss sich verbünden mit allen, die den Würgegriff beabsichtigter Weltisolation schwächen können. Ob er sich da im konkreten Fall einen großen Gefallen getan hat, wage ich zu bezweifeln. Eine Lateinamerikanische Allianz, die über den Horizont des Kapitalismus hinausreicht, erscheint mir aussichtsreicher. Auch, aber vielleicht auch gerade, weil sie neue Großmachtsambitionen (Brasilien) innerhalb dieses Horizonts in wünschenswertere Richtung stoßen könnte.
Eine "Weltachse" Alba - China -Iran als "neues sozialistisches Weltsystem" sehe ich nicht.
Und ein Kommunist macht sich unglaubwürdig, wenn er sich seinerseits die Doppelzüngigkeit der US-Amerikaner im Umgang mit den Taliban leistet, die ja auch reaktionär waren und sind - aber nützlich waren, solange sie gegen die Sowjetunion antraten (und erst jetzt sind sie die Bösen, die sie vorher waren.) Ich möchte nicht die Augen verschließen vor der Unterdrückung (natürlich nicht nur, aber auch) fortschrittlicher Kräfte im Iran.
Klassenstandpunkt?!

Vorsorglich einige Diskussionen im Netz hierzu und der Hinweis, dass Ulla Jelpke dort als Rednerin auftritt...

Veröffentlicht in politische Praxis

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I
ich habe in meiner ersten mail sehr schnell und zum teil emotional auf die beiträge von günther reagiert. ich möchte nur einem entscheidenden punkt widersprechen. die widerstand, der sich im iran formiert hat, hat seine wurzeln im volk und in der jugend, während 70% der bevölkerung unter 30 jahre sind und 70% der bevölkerung in städten leben. diese bewegung hat sich SPONTAN als reaktion auf einen massiven wahlbetrug der herrschenden clique gebildet. sie ist selbstorganisiert. es steht noch keine politische gruppierung dahinter. wir haben hier ein phänomen, das es in der geschichte selten gegeben hat: eine selbstorganisierte, spontan entstandener widerstand, von großen teilen des volkes getragen, ohne bestimmte parteizugehörigkeit. wenn man möchte kann man es auch als klassenorganisation interpretieren. es geht dieser bewegung in erster hinsicht um die annulierung der wahlen und der forderung nach neuwahlen. ich warne hier davor, die iranische gesellschaft mit denen andere länder in dieser region zu verwechseln. es ist, trotz zensur und repression, oder gerade deshalb, eine sehr politische bewußte und gebildete gesellschaft. und im allgemeinen ist der bildungsgrad der menschen im iran nicht niedrig. bitte unterschätzt uns nicht. der protest wird wegen dem gewaltsamen auftreten des regimes andere züge annehmen, aber nicht mehr so leicht zum erliegen kommen. bei einer arbeitslosenquote von über 30%, inflationsrate 30% und einem generellen mangel von politischen freiheiten und bei einem anteil von 70% prozent jugendlichen und studenten an der gesamtbevölkerung hat das ganze, was gerade im iran passiert, politischen und SOZIALEN zündstoff über die grenzen des iran hinaus in einer weltwirtschaftskrisensituation. auch deshalb wurde von den medien hier nur selektiert vom protest gesprochen, bilder von massendemos findet man nur noch auf blogs.
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I
Hallo Günter,<br /> bitte sei mir nicht böse, aber ich gebe einfach die Mail wieder, die ich als erste Stellungnahme zu deinem Kommentar erhielt. <br /> <br /> Hallo Slov,<br /> auf den ersten blick erscheint mir alles, was der günther dort schreibt als solch ein großes schwachsinn und nicht faktisch und politisch unterlegt. der mann hat keine ahnung von dem, was er redet und auch davon, was gerade im iran passiert. ich sage an dieser stelle nur eins: es ist eine riesige im volk und in der jugend fußende bewegung im iran, die sich nicht nur für demokratie ausspricht, sondern vor allem gegen soziale missstände. das der westen versucht auf dieser zu springen und sie in ihrem interesse zu lenken selbstverständlich, wobei ich denke, dass die iraner aus ihrer geschichte (1953 CIA) schlau genug sind, das zu erkennen. aber diese welle kann ja auch von fortschrittlichen kräften in ihre richtung genutzt werden, weil sie in ihrem ansatz eine massiver widerstand gegen soziale und politische missstände ist. der westen kann nicht mit 400millionen 40 millionen menschen zur wahlurne bringen und vor alle wie???<br /> <br /> ich werde in den nächsten tagen keine zeit mich in diese diskussionen zu einzuschalten, erst dann wenn es größerere wellen schlägt.<br /> <br /> hoch die internationale solidarität!<br /> <br /> ...<br /> <br /> p.s.: falls du teil meiner meinungen veröffentlichst, bitte ohne namen
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S
Hallo Günter,<br /> Ich hoffe, mein iranischer Partner versteht das. Ich ja.<br /> Aber das gegenseitige Verstehen ist sowas von wichtig ... und auch das ist Globalisierung - unsere!<br /> bb<br /> Slov
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G
Hallo Slov,<br /> mit Klassenstandpunk verstehe ich keinesfalls, eine Stellungnahme für den gegenwärtigen Despoten, auch keinerlei Sympathie für ihn. Als Klassenstandpunkt verstehe ich, nicht den blindwütigen Aufrufen für eine bedingungslose Solidarität der Aufrührer im Iran, sondern eine gezielte Aufklärung bezüglich der Hintergründe der gegenwärtigen Probleme im Iran. Aufklärung vor allem aus dem Grund, damit politisch unerfahrene Zeitgenossen, und davon gibt es nun mal sehr viele, erkennen können, dass nicht hinter jeder Sache auf der Demokratie drauf steht, auch Demokratie drin steckt. Dass manchmal "Aufstände" zielgerichtet von Außen gesteuert werdem, um im Land eine US-freundliche Mafia ans Ruder zu bringen, also einen Despotengegen den nächsten auszutauschen. Die Zusammenarbeit mit Diktatoren ist den USA vollkommen geläufig, wenn sie US-freundlich sind. Dann dürfen die Frauenfeindlich und menschenverachtend sein, dann darf bei ihnen Folter wie in den USA selbst an der Tagesordnung sein und dann dürfen die auch andere Länder dauerhaft überfallen, wie im Falle Israel. Es geht also gegenwärtig keinesfalls um demokratischere Lösungen, sondern um Globalisierung und da solltest auch Du kein Freund von sein.<br /> <br /> Rot Front
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S
Hallo Günter,<br /> erst einmal grundsätzlich hast du Recht.<br /> Grinsend las ich deine Sätze mit dem "Westfernsehen". Für mich war es eine Frage, die ich nachher als "selektives Wahrnehmen" bezeichnete: Ich erkannte den original "Schwarzen Kanal" als denjenigen, aus dem man die ihn selbst entlarvende Wahrheit erst herausfiltern musste - abe das auch konnte, wenn man wollte.<br /> Ich weiß von der Boshaftigkeit, mit der durch eine "kleine" aber eben sinnentstellende Übersetzungskorrektur eine Polemiker Teufelshörne aufgesetzt bekommt.<br /> Ich bin mehrmals mit Vergnügen antikubanischen Menschenrechts(???)Contras entgegengetreten.<br /> Allerdings garantiere ich, dass die Quellen, aus denen die Aufrufe stammen, progressiv denkende Menschen sind - Bündnispartner beim Aufbau einer Gesellschaft, wie wir sie für wünschenswert halten.<br /> Ich billige dir zu, dass sie, dass wir in der gegenwärtigen Weltsituation dem US-Imperialismus einen Zwischenpunkt sichern könnten.<br /> Aber - und diese Frage steht: Kann der Sozialismus auf dem Boden von Despoten und Reaktionären wachsen?<br /> Ich finde "Klassenstandpunkt" dann anrüchig, wenn er eine imperialistische Denkweise "Er ist zwar ein Schwein, aber er ist unser Schwein" übernimmt....<br /> lg<br /> Slov
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