Wozu das Gedicht "Nach der Geldzeit" anregt...

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Zur Einstimmung noch einmal das Gedicht selbst:

Slov ant Gali

Nach der Geldzeit

 

1

 

Ich stell mir vor worauf man dann

gäb es kein geld verzichten kann

 

da hätten erstmal klar die banken

die aktienhorter abzudanken

 

wir brauchten keine steuern klären

nicht börsenfuzzis zu ernähren

 

2

 

kein grenzer würde übrig bleiben

es wär egal was wir wo treiben

 

kein polizist hätt´seine not

mit denen ohne täglich brot

 

nur kleine reste würden alt

bei schlichtung ohne staatsgewalt

 

3

 

kein phrasenfreund im parlament

verdirbt der tage happy end

 

kein betteln kriechen „Hartz“almosen

zernagt´ den „wert“ von „arbeitslosen“.

 

kein wochenwerk gehasster stunden

wär „unternehmerisch“ verschwunden

 

4

 

ob Chrysler Kia BMW

sie tun der erde nicht mehr weh

 

als frage auch im autofalle

bleibt nur was gut wär für uns alle

 

wär das profitinteresse weg

ersparte das viel umweltdreck

 

5

 

was tausend kriege schon vernichtet

wird zwar nie wieder neu errichtet

 

doch wärn sie weg die vielen waffen

die tote krüppel trümmer schaffen

 

weil niemand der sie fabrizierte

noch auf dem erdball existierte

 

6

 

tat früher sehr viel arbeit not

um abzusichern täglich brot

bleibt nicht stupides buckeln klotzen

je mehr vor technik wir nur strotzen

 

wie wenig arbeit könnte reichen

die welt an reichtum anzugleichen

 

das erdengut wir werdens teilen

gemeinsam kreativ verweilen

einander nicht mehr fertigmachen

worüber fremde konten lachen

 

7

 

glaubt ihr dann gäb es nichts zu tun

ein jeder würde geldfrei ruhn?

 

man ränge auf dem erdenrund

dass wer da lebt auch wär gesund

 

dafür dann lohnten sich auch mühen

wer wollt´nicht vor ideen sprühen

 

8

 

wär keiner arm und keiner reich

wär überall ein jeder gleich

 

man malte schriebe musizierte

man spielte lernte phantasierte

gemeinsam mal und mal alleine

man hülfe nachbarn auf die beine...

 

welch leben voller poesie

dahin kommt heut´ nicht fantasie

 

9

 

ich stell mir vor was alles dann

gäb es kein geld sich ändern kann

 

doch bin ich dafür leider zu allein

das muss ein werk von vielen sein

 

wie viel könnt mensch wohl noch erreichen

zerstörte er nicht seinesgleichen

Veröffentlicht in Geldzeit

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S
Die bisherigen "Debattenaufschläge" zum Nachlesen:<br /> zu "Nach der Geldzeit"<br /> Ich schätze Deinen Versuch sehr diese vermaledeite Angelegengheit sozusagen mit bündigen und gefälligen Reimen zu erledigen, Slov. Auch ich bin kein Freund des Geldes, obwohl ich nicht leugnen kann, dass ich gerne welches hätte, und zwar nicht zu knapp. <br /> Was ich Dir jedoch vorhalten will, ist, dass Du hinter die dank Charlie schon lange erworbene Erkenntnis, dass sich im Geld (der Ware)ein gesellschaftliches Verhältnis verbirgt, mit dieser Art Kritik zurückfällst. Mit anderen Worten, Du drischt auf das Symptom ein, ohne der zugrunde liegenden Krankheit beizukommen.<br /> Eine Frage: Wäre das Geld abgeschafft? Wäre dann der Mensch automatisch ein guter? Folgt man (ich)Deinen Versen, scheinst Du das in bezug auf Mancherlei zu glauben. Aber es war nicht das Geld, das sich den Menschen schuf. <br /> lg<br /> Volker <br /> Kommentarnr 10 gepostet von Volker Brauer vor 2 tagen à 16h24 <br /> Hallo Volker,<br /> ich hoffe, du erwartest von einem Werk der Lyrik kein umfassendes politökonomisches Standardwerk.<br /> Allerdings meine ich schon, dass man das Wort "Geld" nicht nur als Synonym für konkrete Erscheinungsformen (den Zehneuroschein), sondern auch für das dadurch vergegenständlichte gesellschaftliche Verhältnis fassen kann. Und dann stimmt es wieder besser.<br /> Und da werden nicht sofort neue bessere Menschen sein, aber es fällt die wesentliche Förderung (!) für die Entwicklung bestimmter egoistischer Verhaltensweisen weg. Sie sind nicht mehr so "zweckmäßig". Sie werden über Generationen<br /> a) seltener und<br /> b) notwendig in andere gesellschaftlich nützliche Verhaltensweise verkleidet.<br /> Allerdings setzt solch ein Prozess erst mit der (fast) vollständigen Abschaffung des Warenverhältnisses (dessen Ausdruck "Geld" ist) ein. <br /> Der DDR-Bevölkerung "winkte" auf mehreren Wegen der "Geld"-Besitz... Trotzdem entwickelten sich leicht modifizierte Umgangsformen...<br /> lg<br /> Slov <br /> Kommentarnr 11 gepostet von Slov gestern à 13h43 <br /> Hallo, Slov. <br /> Erlaube, dass ich Dich zitiere und meine Rotzlöffeligkeiten direkt einfüge:<br /> "ich hoffe, du erwartest von einem Werk der Lyrik kein umfassendes politökonomisches Standardwerk (Keineswegs! Als ob es bei meiner Kritk darum gegangen wäre!).<br /> Allerdings meine ich schon, dass man das Wort "Geld" nicht nur als Synonym (Es ist kein Synonym, sondern der gebräuchliche Ausdruck ...) für konkrete Erscheinungsformen (den Zehneuroschein), sondern auch für das dadurch vergegenständlichte gesellschaftliche Verhältnis fassen kann (Sorry. Aber: Nein! Das entspricht definitiv nicht dem Gebrauch des Wortes Geld). Und dann stimmt es wieder besser.<br /> Und da werden nicht sofort neue bessere Menschen sein, aber es fällt die wesentliche Förderung (!) für die Entwicklung bestimmter egoistischer Verhaltensweisen weg (Das glaubst Du. Welchen Grund hast Du dazu? Das meine ich nicht polemisch, das frage ich wirklich! Und ich denke jetzt nicht an irgendwelche Spekulationen, sondern an Indizien). <br /> lg<br /> Volker <br /> Kommentarnr 12 gepostet von Volker Brauer gestern à 14h37 <br /> Zweifelhafte, aber zumindest "Indizien" liefern Forschungen unter Völkerschaften, die (erstmals) angetroffen wurden, bevor sie mit den Segnungen der Warenwirtschaft beglückt wurden...<br /> lg<br /> Slov <br /> Kommentarnr 13 gepostet von Slov gestern à 15h09 <br /> Nun, das ist mir nicht ganz unbekannt. Marx selbst berief sich schon auf Forschungsergebnisse zu matriarchalischen Strukturen. Aber das war einmal und fördert nur eins: Träumereien. Ich nahm an, du würdest auf moderne Formen kommunistischen oder auch bloß besitzlosen Lebens verweisen, wie etwa diese Gruppe, die sich um Seine Merkwürden Öfföff (weiß nicht, ob ich das jetzt richtig geschrieben habe) versammelt. Alles schön und gut, vielleicht sogar Vorformen einer globalen kommunistischen Gesellschaft to come, nur gegenwärtig völlig ohne Bedeutung. Mir scheint, die kapitalistische Globaliserung hat noch gar nicht den Reifegrad erreicht, um in den weltweiten Kommunismus umzuschlagen. So gesehen würde ich den real existiert habenden sozilistischen Gesellschaften keine Träne nachweinen (ich weiß, da habe ich leicht reden, war ich doch kein Bürger geschweige denn ein Anhänger einer solchen); denn sie waren keine Hindernisse des, sondern bloß Steigbügelhalter für den internationalen Kapitalismus, sie haben einen großen Teil der Welt sozusagen reserviert für eine weitere Entwicklungsstufe desselben. Interessant wäre natürlich mit Marx zu fragen, inwieweit im Schoße der alten Gesellschaft die Mittel und Wege heranreifen bzw. schon herangereift sind, die sich als 1A-Proiduktiuvkräfte der kommunistischen Gesellschaft erweisen werden. In meinen Augen ist das Internet eine solche Produktivkraft. Wie auch immer. Bis es soweit ist, hilft kein Lamentieren ... Aber was hilft, weiß ich auch nicht. Und ganz gewiss wird aus mir kein aktiver Kämpfer mehr, indes werde ich allen den Kampf ansagen, die mir um einer politischen Überzeugung willen ans Leder wollen.<br /> lg<br /> Volker
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