Die Linke (lieber nicht) wählen?

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Nachfolgend ein (paste & copy) Forenbeitrag, der so recht die Misere radikaler Linker aufzeigt.
Er unterschlägt allerdings die Frage, wen, wenn nicht die. Die organisierte Wahlmathematik schlägt alle Nichtwähler und Wähler von Gruppierungen mit weniger als 5 % Zuspruch den Siegern anteilig zu. Der Diskutant unten wählt also wahrscheinlich überwiegend ungewollt CDU. Ist das die Lösung?

»¿Hallo liebe Freundinnen und Freunde, bei dieser Gelegenheit eine Frage, die mit der Hartz IV-Problematik nichts zu tun hat: Ist mein Eindruck richtig, dass das "scharf-links-Yahoo-group-forum" nur noch von weniger als zehn TeilnehmerInnen als politische Diskussionsort genutzt wird: Ruthingeborg, Herbert, Carsten, Charlotte (selten), E. Libbert (selten), Wolfgang Gerecht, meine Wenigkeit und Edith? Nun zur Ediths Aussage "wer für die Abschaffung von Hartz IV ist - wie ich - kann Teilforderungen zur Erreichung des Ziels oder zur Verbesserung der Lebenslage der Erwerbslosen ohne Probleme unterstützen." Heißt das auch, Die Linke zu wählen, z. B. bei der bevorstehenden Bundestagswahl? Seit geraumer Zeit kaue ich an dieser Frage herum. Ich habe mich dazu durchgerungen, sie n i c h t zu wählen. Begründung: Irgendwann muss man doch aus seinen Irrtümern lernen und Konsequenzen ziehen. Ich habe bei den Jusos bis Mitte der siebziger Jahre mitgemacht, weil deren Führungen, wenn auch mit unterschiedlicher Radikalität, einen sozialistischen Standpunkt vertraten. Keiner von diesen Führungspersönlichkeiten - Karsten Vogt nicht, der rechter Amerika-Experte in der BT-Fraktion der SPD geworden ist, Wolfgang Roth nicht, der zu einer Luxemburger Bank in eine Leitungsfunktion gewechselt ist, Heidemarie Wiczorek-Zeul, die sich in die rechte Führungs-Oligarchie hat integrieren lassen, Michael Müller und Klaus Uwe Benneter ebenso, der unsägliche Gerhard Schröder hat dem Weg von links unten nach rechts oben die Krone aufgesetzt (Das sind die, die mir aus dem Stegreif einfallen. Ich bin sicher, wenn mir dafür auch nur eine Stunde Zeit nähme, die Liste um weiter Zehn aus den Vorständen der Jahre 1968 bis 1980 erweitern zu können) - hat das versprochen, was er gehalten hat. Muss ich die gleiche Entwicklung bei den Grünen aufzeigen? Wer meint, das sei nötig, der soll es sagen. Der bekommt ein Kolloqium privatissime et gratis über die Geschichte von Bündnis 90/Die Grünen mit den Namen Fischer, Trittin, Künast, Sager etc. Die Linke geht den gleichen Weg, nur schneller, weil sie eine basisdemokratische Phase erst gar nicht hinter sich lassen musste, die hat gleich mit dem demokratischen Zentralismus begonnen. Auch hier biete dem an meiner Einschätzung und Progose Zweifelnden ein Kolloqium an.
(Ich sehne mich nach dieser Herausforderung, wenn sie das Wissen wollen nicht nur vortäuscht, um mich auf den Arm zu nehmen und zu einer sinnlosen Arbeit verführen will. Meine Motivation zu einem solchen Tun bedürfte eines Anstosses, weil ich die Erfahrung gemacht habe, für die einen sind solche Texte nur eine Bestätigung dessen, was sie eh schon gewusst haben und nicht erst vor mir erfahren müssen - das sind die Wenigsten - für die Mehrheit kann man schreiben und sagen, was man will, es könnte alles unwiderlegbar und so klar wie 2 mal 2 ist 4 sein, sie würde ihre Meinung, Haltung und Verhalten nicht ändern, weil Meinung, Haltung und Verhalten nicht von bewussten, rationalen Gründen bestimmt wird, sondern von unbewussten, irrationalen. Und selbst davon kann man fast niemanden überzeugen, weil immer wieder das gleiche Phänomen wirksam ist: Wenn die Realität ein Denken, Handeln und Verhalten erfordert, welches nicht mit dem Angenehmen, Gewünschten, Vorteilhaften in Übereinstimmung steht, dann wird die Realität einfach geleugnet. Kant nannte dieses "vernünfteln", die moderne Psychologie nennt es rationalisieren".) Ich habe das Innenleben der Partei in den Jahren 2000 bis 2003 kennengelernt, war Bundestagskandidat der PDS in dem Wahlkreis, in dem Sevim Dagdelen 2005 kandiidiert hat und beobachte sehr aufmerksam die Entwicklung der Partei bis heute. Ich wiederhole hier ein Angebot, welches ich schon vor mehr als einem Jahr gemacht habe. Ich biete eine Wette an, dass diese Partei den Weg der Grünen gehen wird. Das heißt: Sie wird, wenn sich die Gelegenheit bietet, in eine SPD-geführte Regierung eintreten, und die Auslandseinsätze der Bundeswehr werden nicht der Vergangenheit angehören, die Arbeitgeber werden nicht in wieder in die paritätische Finanzierung der Sozialsysteme eingebunden, die Steuerlast wird nicht von den Arbeitnehmern, die heute die Haupteinzahler in die Staatsakasse sind, auf die Spitzenverdiener und Unternehmen umgeschichtet, es wird keinen Mindestlohn von 12 Euro geben, es wird kein bedingungsloses Grundeinkommen geben, das Renteneintrittsalter wird nicht wieder auf 63 Jahre bei Männern und 60 Jahre bei Frauen zurückgeführt, die Einschränkungen der Grundrechte unserer Verfassung werden nicht zurückgenommen werden, die Bundeswehr wird weiter zu einer internationalen Interventionsarmee umgebaut werden, es wird keine radikale Energiewende geben, d. h. Umlenkung des Güter- und Personenverkehrs von der Straße auf die Schiene und das Wasser, die Wachstumspolitk, deren Einschränkung aus Klimaschutz-, Umweltschutz- und Minderung des Ressourcenverbrauchs unabdingbar wäre, wird es nicht geben usw. usw. Der Vollständigkeit halöber sei auch etwas über die WASG gesagt. Die WASG wurde von einer Oligarchie an die PDS verhökert. Was dort an Mißachtung innerparteilicher Demokratie geboten worden ist, übertrifft alle meine Erfahrungen in der SPD und den Grünen! Ich will mir nicht irgendwann den Vorwurf machen oder machen lassen, ich habe eine Partei gewählt und damit eine Politik gestützt, die nichts an den kapitalistischen Verhältnissen wirklich ändert. Ich will nicht daran mitwirken, eine Partei zu stärken, die letztlich wieder eine große Enttäuschung sein wird und wiedet Millionen Menschen veranlassen wird, sich von jeder Politik abzuwenden, weil sie immer auf Gauner hereingefallen sind. Woran erkennt man heute, dass die Grünen einmal mit in der Regierung saßen? An der Ökosteuer, die ein einziger Etikettenschwindel ist? Am Atomausstieg, der auf 30 Jahre befristet wurde und an dessen Annulierung kräftig gebastelt wird? Früher, in jungen Jahren, obwohl ich in meinen Jahren bei den Grünen ja nicht mehr wirklich jung war, konnte ich mich bei den Wohlwollenden noch mit meiner Unerfahrenheit herausreden. Womit will ich mich herausreden, wenn es mit Linkspartei genau so läuft wie mit dem Jusos? Wer nennt mir Fakten, die dafür sprechen, dass dies nicht geschehen wird? Ich habe schon einige aus den linken Strömungen - AKL, Gerarer sozialistischer Dialog, Kommunistische Plattform - gebeten, es zu tun. Die Meisten sind so dreist, gar nicht zu antworten. Und die wenigen, die etwas dazu sagen, reklamieren das Prinzip Hoffnung. Und wenn ich dann sage, Hoffnung müsse sich doch aus einer Realität begründen lassen, sonst könne man ja jede beliebige Auffassung als berechtigte Hoffnung deklarieren, dann ist auch in diesem Fall der Dialog beendet. Mit der Parteiendemokratie bin ich fertig. Es verhält sich damit so, wie es Robert Michels schon 1911 in seinem Buch "Die Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie" erkannt hat Oligarchische Führungen machen die Partei zu einem Werkzeug ihrer egoistischen Interessen. Ebenso oligarchisch strukturierte oppositionelle innerparteiliche Gruppen, Strömungen versuchen deren Position einzunehmen, was jedoch in der Regel nicht gelingt. Oligarchische Führungen sind jedoch, wenn sie an der Macht bleiben wollen, gezwungen, Personen aus den oligarchischen Oppositionsgruppen in ihren Kreis aufnehmen, wenn sie sich zu annehmbaren Kompromissen in diese politische Richtung der alten Oligarchie integrieren lassen. Und deshalb glaube ich, dass, wer überhaupt noch von Parteien eine grundsätzliche Änderung der Verhältnisse erwartet, nicht nur auf enen lahmen Gaul setzt, der, langsam zwar, aber doch in die richtige Richtung trabt, sondern auf einen Gaul, der in die falsche Richtung läuft. Von Oben werden wir nichts erwarten können! Was nicht von unten kommt, wird gar nicht kommen!!!?So einfach ist das! Leider? Oder gut so? Es grüßt vom linken Rheinein Sozialistenköpfchen klein.

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