Kommunismus?! In Brandenburg?!

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Erst einmal möchte ich den Text aus dem "Roten Brandenburger vorstellen:

 

Kommunismus (Teil IV)
Noch belächeln uns hier viele, wenn wir von der kommunistischen Zukunft sprechen.
Dabei liegen jähe Wendungen anscheinend fester Verhältnisse weder lange zurück, noch
ereigneten sie sich selten. 1914 zogen Deutsche siegesgewiss und jubelnd für ihren Kaiser
in den Krieg, um ihn vier Jahre danach aus dem Reich zu verjagen.
Wer konnte sich 1930 etwa 1945 vorstellen? Und hätten die „Leipziger Helden“ 1989 die
tatsächlichen Folgen ihres Verhaltens geahnt, wäre nicht nur den Ostdeutschen vieles erspart
geblieben. Heute gibt es jedenfalls mehr als genug Signale dafür, dass die imperialistischen
Mächte weder wirtschaftlich noch sozial, weder politisch noch militärisch unentwegt so weiter
machen könnten, wie bisher. Es ist also nur dumm, heute noch kommunistische Vorstellungen
einfach zu belächeln. Das Problem liegt tatsächlich mehr darin, uns selbst auf die Höhe der uns
auferlegten Aufgaben heraufzuarbeiten.
Denn die asoziale Gesellschaft wird nicht allein mit deren Kritik überwunden. Es bedarf zumindest einer Grundvorstellung, was ihr folgen soll.
Kommunisten müssen sich also auch befähigen, die nachfolgende Gesellschaftsordnung
einleuchtend zu begründen.
Fundierte Antworten auf sehr reale Entwicklungsprobleme müssen erarbeitet werden. Dieser Satz kann hier nur an einem Beispiel erklärt werden. Bisher waren sozialistische Revolutionen
entgegen früheren Erwartungen nie in Ländern mit hoch entwickeltem Kapitalismus siegreich. Ob Russland, China, Jugoslawien, Kuba usw. – überall musste selbst die Industrialisierung völlig oder großen Teils nachgeholt werden. Die Produktivkräfte mussten überall erst auf das für eine sozialistische Gesellschaft erforderliche Niveau gebracht werden. Und das unter Bedingungen scharfer internationaler Klassenauseinandersetzung, verdeckter und offener Aggressionen sowie des
Kalten Krieges mit einem Feind, der wirtschaftlich (und infolge dessen oft nicht nur wirtschaftlich)
stärker war, als die sozialistisch orientierten Staaten.
Das alles führte nicht nur dazu, dass die Zeiten des Übergangs zum Sozialismus nicht selten hart waren. Auch wurde dessen organische Weiterentwicklung zum Kommunismus einzig in der UdSSR konkret beschlossen.
Doch auch dort fehlten die realen Voraussetzungen, um solche Beschlüsse in die Tat umzusetzen. Das führte zu den theoretischen Auseinandersetzungen darüber, ob Sozialismus und Kommunismus zumindest relativ eigenständige Gesellschaftsformationen wären.
Heute, also hinterher kann man – wenn man sich Mühe gibt – immer klüger sein. Es bedarf der einleuchtenden Antwort, die auch von der Partei getragen wird. Solange unser Werben für
Sozialismus/Kommunismus den Eindruck erwecken kann, wir könnten aus den Erfahrungen des real existierenden Sozialismus allein die Schlussfolgerung seiner simplen Wiederholung ziehen, fehlt ein reales, erstrebenswertes Ziel.
H. St.

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