Wenn sich Robert Steigerwald selbst "Betonkopf" nennt - ein Interview zur Krise der DKP

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Ich gebe zu, ich habe meine Probleme mit der DKP. Die sind in erster Linie taktischr Natur. Es gibt Profilierungskommunisten, die aus dem Charakter einiger geführter Diskussionen in der Partei bereits den Schluss ziehen, sie wäre "opportunistisch" geworden. Insofern verschlang ich das "junge Welt"-Interview mit Robert Steigerwald schon deshalb, weil seine Gedankenführung eine sehr jugendlich frische ist. Auszüge:

"... Es setzt sich hier eine Auseinandersetzung fort, die etwa seit 1900 nicht nur in der deutschen Arbeiterbewegung geführt wird. Letztlich geht es um das Verhältnis von Reform zu Revolution. Unser zentrales Problem ist, daß wir uns nicht über die Dialektik dieser beiden Begriffe einig sind: Eine wichtige Strömung in der Partei setzt den Akzent auf die Reform – »Betonköpfe« wie ich hingegen sind der Meinung, daß eine durch Reformen beförderte Evolution irgendwann in eine Revolution umschlagen muß.

... daß die Parteien der Arbeiterbewegung eine wissenschaftliche Theorie zur Grundlage haben. Wir müssen uns damit befassen, was schief gelaufen ist und was gut war – um Auseinandersetzungen kommen wir nicht herum. Bürgerliche Parteien können hingegen spontan auf jede neue Entwicklung reagieren, sie diskutieren gar nicht erst über theoretische Grundlagen.


Und was die Schärfe des Tons angeht: Wie bei jedem Streit spielen auch bei uns persönliche Motive eine Rolle.

...  Erstens ist die Partei völlig überaltert. Die älteren Genossen haben früher ihre Lehrgänge in Sachen Marxismus-Leninismus besucht, viele meinen, sie wüßten schon alles und bräuchten nichts hinzuzulernen. Dabei steht eine Reihe neuer Fragen an, auf die wir Antworten finden müssen – leider ist nicht jeder bereit, bei der Suche zu helfen.

Zweitens: Zu viele Intellektuelle haben wir nicht – es wäre schön, wenn wir mehr hätten, unsere theoretische Arbeit braucht neue Impulse. Natürlich wäre es auch gut, wenn noch mehr Arbeiter in der Partei wären.

Bei der jüngeren Generation sieht das anders aus. Die uns nahestehende Sozialistische Arbeiterjugend Deutschlands (SDAJ) ist im Grunde keine klassische Arbeiterjugend mehr – in ihr sind hauptsächlich Studenten und Schüler organisiert. Viele von ihnen haben exzellente Theoriekenntnisse, aber leider keine Erfahrung in der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit – was linksradikale Tendenzen fördert. Das ist auch jugendgemäß, man muß sich nur geduldig damit auseinandersetzen. ...

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Übrigens habe ich Genossen erlebt, die sich abfällig über die journalistische Leistung der jW geäußert haben. Ihre Argumente waren gar nicht sooo schlecht. Ich antwortete, dass es ihre Verantwortung als Kommunisten sei, durch eigene Zuarbeiten diese - im konkreten Fall personell begründeten - Mängel zu mindern. Wie sehr wir auch Recht haben mögen ... wir brauchen auch die Kraft, dieses Recht "einzuklagen" ...

Slov

 

PS: Das ganze Interview ist in der Druckversion oder im online-Abo zugänglich. In einer kapitalistischen Welt muss ein antikapitalistisches Medium sich den feindlichen Markgesetzen entsprechend verhalten ...

Veröffentlicht in Programmdebatte

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