Die Überlegenheit des Kapitalismus (15)

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Man stelle sich die letzten Momente des „realen Sozialismus“ alter Prägung an. Auf die Idee, Eigentümer der gesamten Produktionsmittel ihrer Länder zu sein, ist die überwiegende Zahl der Bevölkerung nicht bzw. nur anklagend gekommen. Man denke an die progressive Rolle der Losung „Wir sind das Volk“. Wir sollten nicht auf den Trick kapitalistischer Politik zu verfallen; von wegen, das sei eine Frage mangelhafter Vermittlung. Es waren offenbar auch nicht die materiellen Bedingungen gegeben, auf deren Basis sich ein solches Eigentümerbewusstsein hätte herausbilden können und müssen, sprich: Der Durchschnittsbürger muss das begründete Gefühl haben, dass er a) Einfluss auf die konkrete künftige (wirtschaftliche und politische, die kulturelle sowieso) Entwicklung nehmen kann und b) dass es ihm nutzt, wenn er diesen Einfluss auch wahrnimmt.

Dem steht die System erhaltende Wirkung des Gegenteils im Kapitalismus gegenüber: Je mehr „Politikverdrossenheit“ um sich greift, die Bürger also anstatt Alternativen gegen das ganze System anzugehen sich auch noch von ihren bescheidenen Mitwirkungsmöglichkeiten in Form vierjährigen Kreuzmachens zurückziehen, umso mehr können kleine (Kapitalisten-)Gruppen ihre Macht ungestört ausüben.


Es war der „alte“ Lenin, der im letzten Moment erkannte, dass ohne eine „Weltrevolution“ das kapitalistische System weiter die Regeln vorgeben würde, nach denen der weltweite „Wettbewerb“ stattfinden musste. Das schloss theoretische Albernheiten seiner Nachfolger ein. Die Frage Marktwirtschaft ja oder nein hat im letzten Jahrhundert praktisch nie gestanden. Die Marktwirtschaft war objektiv bestimmend immer anwesend. Jeder Versuch, sie zu „umgehen“ wurde genauso objektiv bestraft wie allzu viel Menschenliebe von Unternehmern im Kapitalismus. Es gab demzufolge viele Spiegelfechtereien. Denn eines war und ist natürlich genauso richtig: „Marktwirtschaft“ reproduziert beständig ein dem Sozialismus eigentlich fremdes Denken. Es reproduziert beständig ein hierarchisches Einordnen in eine Warenwelt. Der eine ist „mehr wert“ als der andere, wenn er denn mehr materielle Anerkennung in Form von Geldzuwendungen erhalten, ergattern, ergaunern kann. Insofern haben natürlich diejenigen Recht, die ihre Ablehnung der Marktmechanismen kund tun. Nur stehen sie auf dem verlorenen ethischen Posten eine Jesus, der die Wucherer aus dem Tempel gejagt wissen will – und die finanzieren den nächsten größeren, schöneren.

Veröffentlicht in Kapitalismus-Sozialismus

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