Zum Kommunismus im 3. Jahrtausend nach Christus (13) - Geschichte des 20. Jahrhunderts (2)

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Es folgte mit dem Faschismus die zweite große Katastrophe des 20. Jahrhunderts.

Ich meine dabei nicht (allein) den „2. Weltkrieg“. Für den war das Feld durch das Ende des ersten Weltkrieges bereits bestellt. Vergessen wir nicht, dass Kriege zum Wesen aller „antargonistischen Klassengesellschaften“gehören, also aller Gesellschaften, in denen sich unversöhnliche Klassen gegenüber stehen, und das Neue nur in seinen globalen Dimensionen liegt. Ich meine Aufstieg und relativen Fall des Faschismus.

Lenin fiel 1916 einem tragischen Irrtum zum Opfer: Er erwartete im Angesicht der bereits erreichten grauenhaften Ausmaße an menschlichem Leid, die der Krieg über alle beteiligten Völker gebracht hatte, dass die Menschen endlich massenhaft sich Zusammenhänge erahnend vom Opportunismus abwenden würden und damit für das Lager der Fortschrittskräfte zu retten seien. Dieser Prozess dauerte jedoch deutlich länger als erwartet. In Italien früher, in Deutschland eigentlich erst richtig mit dem Zörgiebel-Mai, wo ein Sozialdemokrat auf friedliche Demonstranten hatte schießen lassen, also mitten in einer wirtschaftlichen Totalkrise. Aber europaweit reiften nun neue revolutionäre Situationen heran – und das ohne Wahrscheinlichkeit, dass die entlarvten Arbeiterverräter sie würden unschädlich machen können. Da das damals relativ autarke Sowjetrussland von der Systemkrise des Kapitalismus nicht nur verschont geblieben war, im Gegenteil sein Wachstum dynamisch fortsetzte, wurde es als Alternative schnell (wieder) attraktiv. In dieser Situation wurde eine andere Systemerhaltungsstrategie notwendig – eben der Faschismus, der sich auch (damals unverbrauchter) sozialistischer Symbolik bediente. Diese Strategie setzte auf körperliche Vernichtung der Systemkonkurrenz.

Auch dies wäre historisch noch zu verschmerzen gewesen. Dauerhafter zerstörerisch wirkte sich aber die Struktur der Antihitlerkoalition aus:

Auf der einen Seite das unbeschreiblich verwüstete Sowjetrussland. Alles das, was an Ansätzen geschaffen worden war trotz Stalins Terror und Übereifer, war, wenn es nicht zerstört war, einer totalen Kriegswirtschaft unterworfen worden.

Auf der anderen Seite im wesentlichen die wirtschaftlich dynamischste, potenteste Weltmacht des Kapitals und ein riesiges Kolonialreich, die eines gemeinsam hatten: Die wirtschaftlichen Schäden des Krieges hielten sich in Grenzen, während relativ (wegen der Zerstörungen auf der anderen Seite) der Anteil an Reichtum an Güter sich vervielfältigt hatte. Es ist müßig, darüber zu sinnieren, wie die Weltgeschichte weitergegangen wäre, wenn die Sowjetarmee die Befreiung West- und Südeuropas hätte übernehmen können – und damit die dortigen Entwicklungspotentiale. Sicher ist, dass mit Ausnahme des im Wesentlichen entkommunistizierten Deutsch-Landes sich die sowjetischen Befreier auf die Partnerschaft einer gleich gesinnten Arbeiterschaft hätten stützen können. Fakt ist zum Beispiel, dass die kapitalistischen Besatzungsmächte eine ihnen gefährliche Eigendynamik in Hessen einfach verboten, in Griechenland die kommunistischen Kräfte militärisch niederwarfen und insgesamt ihr wirtschaftliches Gesamtpotential nutzen konnten zur inneren und äußeren Korrumpierung des Hauptteils aller Werktätigen ganz West- und Südeuropas. Während sich das Kapital Kohle und Stahl des Ruhrgebiets erhielt, „gewann“ der Sowjetkrieg die Walachei(en) dazu. Von dem so hergestellten Ungleichgewicht konnten sich die den sozialistischen Weg anstrebenden Länder nie lösen – auch wenn sie als tief voll Luft gepumpte Maikäfer diesen Eindruck zu erwecken versuchten. (Aber ein die medizinisch-chemischen Erfolge eines Forschungs- und Bildungssystems in Form von maskulinisierten Sportlerinnen konnte natürlich nicht die breite wirtschaftliche Leistungskraft der kapitalistischen Kernländer ausgleichen.)

Veröffentlicht in Zukunft denken

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