Poul Anderson: Die Welt der Frauen

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Kaum ein Bereich der Schriftstellerei ist so ideologisch aufgeladen wie die Science Fiction. Wer einen Gegenwartsroman schreibt, kann vorsätzlich „weltanschauliche“ Fragen umgehen und eine Idylle malen, in de es nur Sie und Ihn gibt. Oder e macht etwas vorsätzlich Politisches. Man erkennt es und kann sich darauf einstellen – mal besser und mal schlechter.

Ein Zukunftsroman kann auf keinen Fall Grundfragen der „Weltanschauung“ umgehen. Er kann im Höchstfall primitive Antworten anbieten, die die Dummheit der Leser vergrößern. Ein häufiges Schema ist dabei, die Welt als hoffnungslosen Kampf jeder gegen jeden zu verstehen, und der eigene Held ist entweder der stärkste und gerissenste unter allen oder auch nur einer aus der eigenen Rasse, der einer Begründung seiner Überlegenheit über den Rest der Welt nicht bedarf.

Das Denken der Leser wird also im Unterbewusstsein angesprochen

 

Ich hätte gewarnt sein sollen: Ein Machwerk, das sich im Klappentext in dieser Weise ankündigt „ .“ und einen martialischen Sternkampf-Super-Mann abbildet, kann eigentlich nur Edelschund sein. Aber „Die Welt der Frauen“ als Titel reizte mich.

Es ist der dritte Teil einer sogenannten „Trilogie“. Hört sich gut an, ist aber schon ein Bluff. Das Buch besteht aus voneinander unabhängigen Geschichten, die Mikro-Zwischentexte miteinander veknüpfen sollen. „Die Welt der Frauen“ ist nur die längste und zentrale unter ihnen.

Okayyyy... Action gibt es. Eine wirre Handlung auch. Der verunfallte Raumflieger schafft gerade so eine Notlandung und wird von einer wehrhaften Frau gefangen genommen. Seine feindselige Behandlung ergibt sich aus der Annahme der Amazonen, er sei ein Ungeheuer, was er notgedrungen bestätigt, als er sein Mann-Sein durch einen öffentlichen Befruchtungsakt beweisen soll. In dem Begriff „Ungeheuer“ liegt eine besondere Schwäche des Machwerks: Nirgends wird verständlich, was denn Ungeheuer sein sollen.

Die Frauen sind dumm, kriegerisch, verrohte Mittelalter-Männer, die sich über eine aus einer versuchten Kolonisierung hinübergeretteten Parthenogenese-Maschine vermehren. Die sich bekriegenden Stadtstaaten werden durch eine diese Vermehrungsmaschine beherrschende „Doktoren“-Kaste beherrscht.

Aber zum Schluss siegt der Mutterinstinkt der Frauenmassen, denen es nach Männer verlangt, von denen sie nichts wissen. Und natürlich wollen die wichtigen schon vorher das eine Exemplar besitzen.

 

Sofern man von entfernter Ähnlichkeit der Ausgangssituation sprechen kann, dann vergleiche ich das Menschenbild aus „Der Untergang der Telesalt“ von Alexander Kröger damit – und ich vergebe alle Punkte an das DDR-Produkt, dem ich ebenfalls Spannung zubillige, aber eher Einfühlungsvermögen. Denn Anderson weicht vor der Frage aus, warum Menschen (Frauen) schlecht sind (waren). Für ihn sind sie es eben.

Veröffentlicht in politische Literatur

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