Ist eine kommunistische Partei zukunftsfähig? (2)

Veröffentlicht auf

Das erste, was man rückblickend sehen muss, ist, dass die Entwicklung alternativer Parteimodelle ein sehr dynamischer, in der Tendenz jedoch selbstzerstörerischer Prozess war.
Aus Organisationen des Unbehagens und des vagen Widerstandes ("Bund der Gerechten") entwickelten sich schlagkräftige, aber noch kleine Avantgardeparteien. Mit deren wachsenden Einfluss wuchs auch de Einfluss des Opportunismus bzw. theoretisch des Revisionismus.
Bis auf hier zu vernachlässigende Ausnahmen hatten solche zersetzende Tendenzen  bis zum ersten Weltkrieg in allen Parteien gesiegt. Nachdem der Begriff der "Sozialdemokratie" konkreter Ausdruck einer kommunistischen orientierten Praxis gewesen war, wandelte sich sein Wesen zu immer offenerem und reinerem Antikommunismus.
Zu den wenigen schmerzhaften Irrtümern Lenins gehörte die von ihren Konsequenzen her unterschätzte Bedeutung des weltweiten Opportunismus. So nahm er 1916 an, dass die Praxis des Weltkriegs den Opportunisten die Grundlagen ihres Einflusses in de Arbeiterbewegung entziehen würde.
Es kam zur Notwendigkeit des Handelns im eigenen Land. Wir dürfen nicht vergessen, dass Bolschewiki durchaus als Spottname verstanden werden konnte. Nur durch technische Tricks waren die Anhänger Leninschen Marxismus in einer Tagung in de Mehrheit. Der Beginn der Oktoberrevolution sah die konsequent revolutionären Kräfte in der Minderheit, nur geschieden von ihrer organisatorischen Geschlossenheit und ihrer Entschlossenheit im Handeln.
Für Russland reichte es. Die minimalen Grundforderungen aller einfachen Menschen, Frieden und Brot, wurden mit überzeugender Konsequenz angestrebt, und das wiederum überzeugte von der Richtigkeit der dafür angewandten Mittel.
Es war aus der Sicht der Leninisten nur folgerichtig, dass sich ähnliche Parteigebilde unter dem Sog des revolutionären Ungestüms der ersten Sieger und der Notwendigkeit, das offenbare Ekelgesicht des Imperialismus, des Krieges, folgen würden. Die konkrete Situation legte dies nahe. Das Sonderbild Russlands, wo in der Entwicklung von Monatenim Voranschreiten die Bolschewiki immer mehr das Heft jeden Handelns übernahmen, wurde nicht als solches erkannt.
Die Sozialdemokratie-Führung ging den konsequentesten Schritt: Vom Versuch, irgendwie noch auf der einen Seite die ursprnglichen gesellschaftsüberwindenden Ziele zu bewahren und sich mit der kapitalistischen Gesellschaft zu arangieren zur praktisch ersten Kraft zur Erhaltung eben dieser alten Ordnung, bevor das die Masse der eigenen Anhänger überhaupt hätte bemerkt haben können. 

Veröffentlicht in unsere Epoche

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post