4. November 2009 am Bebelplatz

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Mit dem folgenden Gedicht stelle ich die Frage, wie weit darf Kunst gehen.
Sind die folgenden Verse verständlich, dass sie nicht als Aufruf  zu politischen Morden gemeint sind?
Aber man muss doch seine Gefühle ausdrücken dürfen, die einen bewegen, wenn man (z. B.) verraten wird.
Es ist müßig zu sagen, Gorbatschow war nicht Schuld. Natürlich nicht er allein. So vieles hat zum Zusammenbruch des "sozialistischen Weltsystems" beigetragen, so vieles hat dafür gesorgt, dass Gorbatschows geistige Öffnung nicht zu einer Belebung sozilistischer Kräfte geführt hat.
Fast ist es müßig zu fragen, ob das seine Absicht war. Die Geschichte ist ihren Gang gegangen. Ein paar von denen, die damals auf dem Bebelplatz sich zu einem besseren Sozialismus bekannt haben, sind ihren Bekundungen treu geblieben. Zur eigenen Freude Künstlerinnen und Künstler darunter.
Mit den Auseinandersetzungen zur Epoche, zur "Driebe-Schule", mit Cockshott, Dunkhase usw. stelle ich mir immer wieder die Frage, was können wir anders tun, falls in jenen "Wende"-Jahren nicht das weltgeschichtliche Urteil über die Menschheit gesprochen worden sein sollte. 
Die zahnlose Greisenriege mit Honecker und Co. hätte die Natur geholt. Doch auch in der neu organisierten "Linken" steht eine junge Karrieristen-Garde Kapital-Kuschelgewehr bei Fuß. Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.
Ich schrecke vor den Schwarzvisionären zurück, die sagen, es geht den Leuten noch zu gut... Soooo richtig schlecht ist es ihnen nach 1789 erst im Krieg gegangen. Wollen wir den etwa? Endlich auch im eigenen Land?
Die Zukunft der Menschheit könnte so schön sein...
Noch traue ich mir nicht, dieses Gedicht einfach als Lyrik zu veröffentlichen...

4. November 2009 am Bebelplatz

An diesem Tage werde ich hier stehen
und zwanzig Jahre nicht vergangen sein
Die Träume durften nicht vergehen.
Mit deutschen Stiefeln trat man mir sie klein.

Vielleicht war da ein Hoffnungsträger,
an den ich voller Zuversicht geglaubt.
Von heut zurück meld ich mich an als Jäger,
der diesem Mann die Urteils-Macht geraubt´.

So ward demselben Land der Gründer einst genommen,
der über Horizonte hat gedacht,
was ist danach an Führern nur gekommen,
was wurde aus der Grundidee gemacht.

Die Menschen, die zusammen standen,
an diesem deutsch beschwerten Platz,
die Hoffnung hatten, doch den Weg nicht fanden,
die wussten um ihr Land, um ihren Schatz.

Wir waren nur ein kleiner Bruder
für Spesensummen leicht verkauft.
Wie ekelt ´s mich vor diesem Russenluder,
für das ich einmal hätte mich gerauft.

Oh hielt´ ich damals doch der Menschheit Lauf
mit einer wohl gezielten Kugel auf.

 

Veröffentlicht in politische Literatur

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