junge Welt zu ALBA und Freihandel
Die Bolivarische Alternative für Amerika – ein neuer Weg, um Entwicklung zu garantieren. Ein Gespräch mit Luis Barbosa
Interview: Torge Löding, (Voces Nuestras), Managua Auf dem Treffen in Managua »Sklaverei im 21. Jahrhundert« ging es unlängst auch um den Freihandel. Sie sehen in der »Bolivarischen Alternative für Amerika«, kurz ALBA, einen Ausweg. Warum?
Ist das wirklich mehr als nur der bekannte Freihandel mit einer sozialen Beigabe?
Die ALBA wird auch im Zusammenhang mit einem Sozialismus des 21. Jahrhunderts diskutiert. Sie sagen aber, daß auch dieses Bündnis auf Mischwirtschaft und nicht auf einer neuen sozialistischen Ökonomie beruht. Wie gehen die Gewerkschaften mit künftigen Klassenkonflikten um?
Nicaragua ist nicht nur ALBA-Mitgliedsstaat, es gehört zugleich auch dem neoliberalen Zentralamerikanischen Freihandelsabkommen (CAFTA) an, das von den USA dominiert wird. Wie paßt das zusammen?
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- Freihandel: Falsche Versprechen:Freihandel: Falsche Versprechen
- Mit Ausnahme Costa Ricas ist das von den USA dominierte Zentralamerikanische Freihandelsabkommen (CAFTA) in ganz Lateinamerika als Instrument zur Durchsetzung neoliberaler Praktiken in Kraft. Die Folge sind Arbeitsverhältnisse, die der Sklaverei gleichen. Besonders betroffen sind Landarbeiter und Beschäftigte der sogenannten Maquilas, Zuliefererbetriebe für die US-Industrie, in denen Billiglöhne gezahlt werden.
Beispiel Guatemala: 95 Prozent der Unternehmer zahlen in diesem Land nicht den Mindestlohn von sechs US-Dollar am Tag, in einigen ländlichen Gebieten werden nur drei US-Dollar täglich gezahlt. Die Regelarbeitzeit von acht Stunden wird nicht eingehalten, Überstunden bleiben meist unbezahlt. Viele Landarbeiter werden morgens um vier Uhr mit Lastwagen abgeholt und erst um 20 Uhr nach Hause gebracht. Die langen Schichten übersteht oft nur, wer sich Drogen ins Essen mischt.
Ähnlich sieht es in Honduras aus. Rund 95 Prozent aller Maquila-Beschäftigten haben in diesem Land keinen ordentlichen Arbeitsvertrag. Jeder vierte hat kein Anrecht auf die eigentlich obligatorische Arbeitslosenversicherung. 90 Prozent aller Frauen müssen sich bei der Einstellung einem Schwangerschaftstest unterziehen. Von 82 Prozent der Beschäftigten wird verlangt, unbezahlte Überstunden zu leisten. Nur in 15 von 240 Maquilas gelang es Gewerkschaften zu gründen.
In den meisten Ländern Zentralamerikas gibt es zwar eine Arbeitsgesetzgebung, die sich an den Statuten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen orientiert (mit Ausnahme von El Salvador). In der Praxis ist sie aber wertlos, weil Verstöße in den allerwenigsten Fällen geahndet werden.
Im Zusammenhang mit CAFTA wurden diese Gesetzgebung flexibilisiert: In Honduras trat 2007 eine Verordnung zur »Regionalisierung der Gehälter« in Kraft. Sie besagt, daß der Mindestlohn in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit nicht gezahlt werden muß. In Costa Rica wurde 2003 ein Gesetz gestoppt, das den Achstundentag als Regelarbeitszeit abschaffen sollte. Nun gibt es eine neue Gesetzesinitiative gleichen Inhalts. -
- Amerikas neue Sklaven
- US-dominierter »Freihandel« hat im Süden des Kontinents verheerende Folgen. Ein Kongreß in Nicaragua zog Bilanz und diskutierte Gegenstrategien Torge Löding (Voces Nuestras), Managua