Die Zukunft denken (9)

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Es prägte meine Schülerhaltung, diesen vorauseilenden Gehorsam (wie eigentlich jede Unterordnung) widerlich zu finden, und jedes „Waffenhandwerk“, egal, unter welchem Vorzeichen abzulehnen. So war auch das Problem entstanden, eine Form der Wehrdienstverweigerung zu finden, die es in der DDR nicht gab. (Auch den Einsatz als „Bausoldat“ lehnte ich ab, ich wollte mir aber auch nicht alle Möglichkeiten für ein Studium verbauen.) Eine solche Möglichkeit fand sich später dann auch.

Ach ja: Fast hätte ich gedacht, der politische Unterricht ist generell als Denktraining da, da wies mich der Geschichtslehrer in die Schranken. Er vermochte jedes geschichtliche Ereignis, seine Ursachen, seine Ergebnisse und Zusammenhänge in eine gerade noch überschaubare Zahl von beschrifteten Kästen hineinzuschreiben, die er dann mit Pfeilen in eine oder zwei Richtungen versah. Einmal riskierte er es, eine den Rahmen seiner Ordnung durchbrechenden Diskussionsbeitrag zuzulassen. Ich versuchte ihm offen naiv meine Meinung darzustellen. Bevor ich richtig fertig war, überschüttete er mich mit Ausdrücken, von denen ich nur aus dem Tonfall heraus ablesen konnte, dass es schrecklich sein musste, zu solcher Sorte Mensch zu gehören. Da ich aber vom selben Lehrer wiederholt wegen angeblicher geistiger Urheberschaft für Störungen anderer Schüler angegriffen worden war, überstand ich den Zusammenstoß unbeschadet.

 

Es gibt ja viele, die lesen Freud und ihre Nachfolger. Das schadet oft wenig, ist aber zumindest dann, wenn sie politische Positionen aus den Verklemmungen ihrer Kinderzeit zu erklären versuchen, wenig zuträglich. Trotzdem gebe ich zu, dass Stücke meines Lebenslaufs auf meine politischen Ansichten Einfluss hatten.

Veröffentlicht in Zukunft denken

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