Was sind und wie wirken „Produktionsmittel“ (1)

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Da behauptete ich in „alles meins“, keine Produktionsmittel zu besitzen, und schon erntete ich Widerspruch.

Dieser Widerspruch ist so einschneidend, dass man näher auf ihn eingehen muss. Im weiten Sinn ist meine Behauptung wirklich falsch. Im weiten Sinne ist selbst ein Kugelschreiber, mit dem Notizen für ein Buch gemacht werden, ein „Produktionsmittel“ wie der Computer, an dem ich im Augenblick sitze … eigentlich alles, womit materiell als auch ideell ein „Stoffwechsel“ mit der Um-Welt getrieben wird.

Diese weite Auslegung würde Marx in die Mottenkiste versenken, wo er doch behauptete, der Proletarier besäße nichts als seine Arbeitskraft.

Diese weite Auslegung verdammte auch den Kommunismus ins Reich der Absurdität, wenn dies eine Gesellschaft ohne Privateigentum am Pm sein sollte.

Die Abgrenzung zu meinem (marxistischen) Produktionsmittel-Begriff ist gelegentlich kompliziert, aber zum Weltverständnis notwendig.

Ich möchte hier Pm verstanden wissen als Werte, die dazu verwendet werden (können), sich in einem Produktionsprozess (fremde) Arbeit anzueignen.

Primitives Beispiel: Der Besitz einer Spitzhacke ermöglichte den Abbau von Erz. Dann wäre es ein Produktionsmittel. Der Besitz von Grund und Boden entscheidet aber darüber, ob das Pm „Spitzhacke“ für seinen Besitzer als solche Verwendung finden kann. Wenn also 5000 Bergarbeiter mit Spitzhacken, die sie sich selbst kaufen mussten, in den fremden Berg ziehen, um Erz abzubauen, mit dem sie praktisch nichts anfangen können, weil ihnen die Loren und alles andere, was zur Verwertung des Erzes nötig wäre, (auch) nicht gehört, so wird die eigene Hacke faktisch zum Attribut, zum Bestandteil der Arbeitskraft Grubenarbeiter, die dieser als Ganzes dem Grubenbesitzer verkauft. (juristisch ein Leasing-Vertrag, da theoretisch der Arbeiter jederzeit fristgerecht die Reste seiner Arbeitskraft zurücknehmen könnte.) Im Produktionsprozess ist die Spitzhacke genauso „Bestandteil“ des Arbeiters geworden wie Spezialkenntnisse eines Ingenieurs oder Buchhaltungskenntnisse.

Es wäre zwar makaber aber möglich, dass der Buchhalter mit seinem eigenen Computer die Buchführung seines Arbeitgebers durchführt. Im Sinne eines „Produktionsmittels“ i.e.S. ist der Computer aber wertlos. Der Buchhalter kann ihn erst im Ensemble des Firmenbesitzes als Pm einsetzen – und zwar nicht für sich, sondern für die Firma.

Ich betrachte hier also nicht die juristische, sondern die faktische Seite. Die juristische Seite muss nicht, kann aber auch schlimmer sein. (Die Arbeitsgeräte werden auf Kredit verkauft, der normalerweise nicht zurückgezahlt werden kann, damit der Arbeiter in der konkreten Grube weiterarbeiten muss. Dann ist er im marxistischen Sinn eigentlich KEIN doppelt freier Lohnarbeiter mehr, da ihm faktisch die freie Verfügung über seine Arbeitskraft genommen ist)

Veröffentlicht in Theorie

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