ND auf Kriegskurs (1)

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Es ist ein Grund zum Entschuldigen: Ja, weil zu Gast im ND-Gebäude habe ich ein „Neues Deutschland“ gegriffen und z. T. auch gelesen. Ich bin entsetzt, wie tief offenbar das ehemalige Zentralorgan sinken konnte – oder vielleicht auch nicht. Hatte mich schon ein letztlich Kriegs-EU-freunddlicher Artikel verwirrt, so erschlug mich fast ein Beitrag einer Professorin Tönnies auf einer Debatteseite „Sollte die Bundesregierung für schärfere Sanktionen gegen Iran eintreten?“ Die Essenz des Beitrages findet sich am Schluss:

 

„… Leider wird es nicht die rechtlich-moralisch legitimierte UNO sein, in deren Händen sich die friedensstiftende Instanz bildet, sondern die USA – so, wie es nicht die Paulskirche war, die das deutsche Reich einte, sondern das hochbewaffnete Preußen, das sich in den Einigungskriegen profiliert hatte. Immer war es die stärkste Militärmacht, in deren Händen sich das Gewaltmonopol konzentrierte. Die Bezeichnung »Gesellschaftsvertrag« war schon immer die Beschönigung eines gnadenlosen gewaltsamen Prozesses, der trotzdem segensreich war. Die Einsicht in diesen tragischen Zusammenhang kann nur die Konsequenz haben, die – auf nationaler Ebene – schon Thomas Hobbes gezogen hat: Damit die Gewaltmonopolisierung möglichst unblutig verläuft, muss sich die stärkste Macht möglichst schnell durchsetzen und die rivalisierenden Mächte müssen kapitulieren.“

 

Gegen die Grundidee streite ich entschieden. Die Wahl des Beispiels aber ist eine bodenlose Frechheit. Die muss in einem Blatt, dass von sich behauptet „links“ zu sein, einen Sturm der Entrüstung auslösen. Es war doch genau jene Einigung der Waffen, die in und für Deutschland den Grundstein für Weltkrieg Nummer 1 und der den Grundstein für Weltkrieg Nummer 2 legte. Es wie eine sinnvolle Notwendigkeit zu betrachten, dass Deutschland im Kanonendonner demonstrativ im Feindesland wiedergegründet wurde, ist eine (hoffentlich unbeabsichtigte) Rechtfertigung zweier Weltkriege.

 

Fortsetzung folgt!

 

Veröffentlicht in Gewalt Frieden

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