Wieder Sozialismus aus dem Rechner (7)

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Gegner des Sozialismus sagen, daß der Mangel an Konkurrenz zwischen Firmen technologische Innovation verhindert. Wie kann dieses Problem gelöst werden?

Kennen Sie den Minderheitsbericht des Physikers und Nobelpreisträgers Richard Feynman (1918–1988) über die Katastrophe der Raumfähre Challenger? Feynman sparte nicht mit beißender Kritik am Raumfährenprogramm, aber ein Aspekt daran, nämlich wie die Computerleitsysteme in die Raumfähre implementiert wurden, gefiel ihm, und er schilderte ein bißchen detaillierter, wie dabei verfahren wurde. Die Systeme wurden Stück für Stück entwickelt und jedes sorgfältig getestet. Dann wurden sie zusammengesetzt und das kombinierte System wurde sorgfältig geprüft – alles durch eine Gruppe von Ingenieuren. Dann wurde das vollständige System einer anderen Gruppe von Ingenieuren übergeben, deren Aufgabe es war, so zu handeln, als ob sie Kunden des gelieferten Produktes wären und im Grunde alles zu versuchen, um das System zu brechen. Wenn der zweiten Gruppe dies nicht gelang, konnte man einigermaßen sicher sein, daß das System zuverlässig war. Aber dies passierte alles innerhalb der NASA.

Nach unserer Vorstellung brauchen wir eine Art Wettbewerb oder »Gegner«-Gruppen. Experimentieren ist erforderlich. Es ist keine gute Idee, ein monolithisches staatliches Monopol in irgendeiner Industrie zu schaffen, wenn dies auf vernünftige Weise vermieden werden kann. Aber wie das Raumfährenbeispiel zeigt, brauchen wir dafür keine profitgetriebene Konkurrenz zwischen unabhängigen Unternehmen.

Nehmen wir ein weiteres aktuelles Beispiel. Gegenwärtig gibt es auf der Basis des Betriebssystems Linux einen Wettbewerb zwischen dem GNOME- und dem KDE-Projekt beim Bereitstellen einer benutzerfreundlichen Arbeitsfläche. Das ist in der Hauptsache kein kommerzieller Wettbewerb, sondern zum größten Teil ein technischer um Merkmale, Benutzerfreundlichkeit, Geschwindigkeit und um die Gefolgschaft von Nutzern, die die Produkte frei aus dem Internet herunterladen können. Inzwischen machen sowohl GNOME als auch KDE zunehmend Gebrauch von gemeinsamen Desktopstandards – bekannt als XDG –, die es Benutzern leichter machen, zwischen den beiden Systemen hin und her zu wechseln und Informationen zwischen beiden aufzuteilen. Auf diese Art von Wettbewerb setzen wir in einer sozialistischen Wirtschaft.

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