Uribe und Chavez - heißes Blut...

Veröffentlicht auf

Wir sollten vorsichtig mit den Ausdrücken Chavez´sein. Jetzt, wo sich diplomatischer Frieden abzeichnet, dann ist das fast die Wiederentdeckung einer historischen Freundschaft; dann wird der große Sozialismus aufgebaut... vielleicht zusammen mit Kolumbien?! Und eine Woche später sieht alles wieder nach Krieg aus...
Freundschaft neu aufgelegt

Kolumbien und Venezuela wollen nach Versöhnungstreffen der Präsidenten wieder Zusammenarbeiten. Ecuador hält lieber weiter Distanz

Von Maxim Graubner
amerika21.de
Freundschaft neu aufgelegt

planen wieder gemeinsame Vorhaben: Uribe und Chávez

Punto Fijo. Am Freitag (Ortszeit) haben sich im Nordwesten Venezuelas die Präsidenten der Nachbarstaaten Venezuela und Kolumbien, Hugo Chávez und Álvaro Uribe, zum ersten Mal seit fast einem Jahr getroffen. Beide zeigten sich zufrieden mit ihrem zweistündigen Gespräch und erklärten die Streitigkeiten der letzten Monate im Interesse der beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen für beigelegt. Nun sollen gemeinsame Projekte wieder vorangetrieben werden. Dazu gehört eine Eisenbahnverbindung zwischen beiden Ländern, der Ausbau der Zusammenarbeit im Energiesektor und die Ausweitung des Handels. Kolumbien ist hinter den USA Venezuelas zweitwichtigster Handelspartner mit einem Volumen von über sechs Milliarden US-Dollar im Jahr.

Neben dem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen stellte Chávez auch einen Austausch in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziales in Aussicht. "Wir sind bereit dafür", sagte der venezolanische Präsident. Auch eine effizientere Kooperation der Nachbarn im Kampf gegen den Drogenschmuggel solle aufgebaut werden. Zudem bekräftigte Chávez seinen Willen, wieder im internen Konflikt Kolumbiens zu vermitteln, sollte Kolumbien ihn dazu einladen. Uribe erklärte, generell zu direkten Verhandlungen mit der FARC bereit zu sein.

Im vergangenen November hatte Uribe einen ersten Vermittlungsversuch von Chávez abrupt abgebrochen, was Auslöser der Krise zwischen den Nachbarn war. Diese verschärfte sich durch den militärischen Angriff Kolumbiens auf ein Guerilla-Camp auf dem Gebiet Ecuadors Anfang März. Venezuela hatte daraufhin eine Teilmobilmachung der Armee beschlossen um einer entsprechenden Verletzung der venezolanischen Souveränität vorzubeugen, die aufgrund der Haltung der Regierung Uribes nicht auszuschließen war.

Uribe äußerte nach dem Treffen mit Chávez die Hoffnung, bald auch mit Ecuador die Beziehungen wieder zu normalisieren. Der Präsident Ecuadors, Rafael Correa, betonte am Samstag (Ortszeit) in Quito dagegen, dass sein Land weiterhin nicht beabsichtige diplomatische Beziehungen mit dem Nachbarland aufzunehmen, "so lange keine anständige Regierung im Amt ist". Persönlich habe er keine Probleme Uribe die Hand zu reichen, doch "nach der Respektlosigkeit" gegenüber seines Landes ziehe er ein Brachliegen der Beziehungen im Moment vor.

Ein Annäherungsversuch auf Vermittlung von Ex-US-Präsident Carter Anfang Juni zum Austausch von Diplomaten auf unterer Ebene war nach kurzer Zeit von kolumbianischer Seite zurückgezogen worden. Begründet wurde dies mit angeblichen abfälligen Äußerungen von ecuadorianischen Seite, während aus dem Uribe-Lager immer wieder unbewiesene Vorwürfe erhoben wurden, dass die Regierung in Quito die Guerilla aktiv unterstütze. Beobachter halten dies jedoch für reine Propaganda.


Quellen:

Bildquelle: Juan Carlos Solórzano, Prensa Presidencial



15.07.2008
Uribe pfeift Hardliner zurück

Nach Präsidenten-Treffen: Annäherung zwischen Venezuela und Kolumbien auf wackeligen Füßen

Von Maxim Graubner
amerika21.de

Caracas. In hoffnungsvoller Aufbruchstimmung waren Venezuelas Präsident Hugo Chávez und sein Kollege Álvaro Uribe aus Kolumbien am vergangenen Freitag auseinandergegangen. Es war das erste Treffen der Präsidenten seit Monaten gespannter Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten. Doch die Harmonie währte nicht lange. Bereits kurz nach dem Treffen startete Uribes Verteidigungsminister Juan Manuel Santos, der für seine undiplomatischen Ausfälle gegenüber Chávez bekannt ist, seine neueste Attacke: "Hoffentlich hält Chávez sein Wort und beendet seine Unterstützung der FARC-Rebellen". Doch laut den Angaben von Chávez hatte Uribe bei dem Treffen ihm gegenüber erklärt, dass er gerade diesen Vorwurf fallen lassen würde. Er erkenne an, dass Chávez kein Unterstützer des Terrorismus ist, dafür sei die "Freundschaft" der Mandatsträger reaktiviert worden, so Chávez.

Entsprechend scharf war die Reaktion des Venezolaners: Santos verhalte sich wie ein "Heckenschütze", sagte Chávez wörtlich am Sonntag während einer Fernsehübertragung. "Wäre er mein Minister, würde ich ihn feuern", betonte er wie auch schon des Öfteren in der Vergangenheit nach Angriffen des rechten Hardliners. Offenbar sehe sich Santos mehr den Interessen der USA verpflichtet, als der Linie seines eigenen Präsidenten, spekulierte Chávez. Er wolle sich nicht in die Beziehungen des Nachbarlandes einmischen, doch rufe er Uribe auf, den "Kriegstreiber" Santos zurechtzuweisen um die Beziehungen nicht wieder zu verschlechtern. Das Präsidialamt in Bogotá reagierte prompt und rief in einer Mitteilung auf seiner Homepage die Regierungsmitglieder zu "Besonnenheit" gegenüber dem Nachbarland auf, um den erzielten Aufbruch in eine "neue Ära" der Beziehungen nicht zu gefährden.

Doch nicht nur der rechtskonservative Uribe hat Probleme, die neue alte "Freundschaft" mit dem erklärten Sozialisten Chávez seinen Mitstreitern zu verkaufen. Chávez hat zwar derzeit kein Problem mit Ministern oder Funktionären, da Alle seiner Linie folgen und sich mit Kritik an der Regierung im Nachbarland zurückhalten. Doch an der Basis rumort es und es herrscht Unverständnis über die Annäherung an das Uribe-Regime. Auf dem Internetportal Aporrea.org machen Aktivisten ihrem Ärger über die Annäherung Luft und äußern scharfe Kritik an der Politik von Chávez - aber besonders auch an dem Schweigen von Persönlichkeiten des Linken Flügels der sogenannten "Bolivarischen Revolution" zur Einladung Uribes.

Basisaktivisten aus der Hauptstadt Caracas verlangten in einer Stellungnahme, die amerika21.de vorliegt, "eine deutliche Erklärung unserer Regierung für das widersprüchliche Handeln" gegenüber Kolumbien. Schließlich sei man mit dem kolumbianischen Volk im Kampf gegen das "Terror-Regime" der Uribe-Regierung solidarisch und nicht mit dem "Verbrecher" Uribe. Dabei betonen sie die Verstrickungen von Uribe und seinen Mitstreitern in Paramilitarismus und Drogenhandel. Die Hoffnung eines Volkes auf ein Ende von Gewalt und Willkür dürfe nicht durch "Inkonsequenz" zugunsten von trügerischen Versprechen aufgegeben werden, heißt es in dem Text. Zudem befürchten die Aktivisten, dass durch die Annäherung auch der Einfluss der transnationalen Konzerne und der USA in Venezuela größer werden könnte.

Neben sozialen Bewegungen hatte auch die Kommunistische Partei (PCV) zu Protesten gegen den Besuch Uribes aufgerufen, wofür sie von Chávez scharf kritisiert wurde. Allerdings kam nach dem Versöhnungstreffen der Spruch "Wir sind Brüder" nur von Seiten Uribes und für eine Umarmung wie früher sind die Beziehungen der beiden wohl doch noch nicht gut genug und der Druck zu groß. Jedenfalls ließen sie sich trotz Aufforderungen durch Fotografen und Journalisten nicht dazu bringen.


Quelle: u.a. Aporrea.org

Interne Verweise

Veröffentlicht in Venezuela u.a.

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post