Warum die DDR unterging (2)

Veröffentlicht auf

Lass mich also eine "Randfrage" herausgreifen:
Ich behaupte, dass auch von denen, die im Frühjahr 1990 CDU und Ähnliches gewählt haben, die also mehr oder minder klar sich für den Anschluss an die BRD entschieden hatten, viele dies heute bereuen, in der Fantasie eine utopischen Autors gesprochen: alle damaligen DDR-Bürger mit heutigen Erfahrungen versehen hätten damals anders gewählt, also vom Gesamtergebnis her, nicht jeder natürlich.

Einer der Gründe liegt in einem menschlichen Verhalten, das ein Märchenmotiv beschreibt: jenes mit der 13. Tür. In meinem Schloss darst du überall hin, aber wehe, du öffnest diese Tür. Welche Tür ist dann die interessanteste? Nicht die erste und nicht die zwölfte. Sondern die, die verboten ist.
Dies kann man sogar statistisch im DDR-Fall belegen. Dort, wo die Möglichkeit zum Westfernsehen sich technisch ganz ausschließen ließ (die "Täler der Ahnungslosen") war die Zustimmung zum großen Wandel am größten.

Dieses Märchenmotiv ist noch mit einem ähnlichen verschwistert: Was selbstverständlich erscheint, wird nicht dadurch wertvoller, dass man laufend erklärt bekommt, wie toll es doch sei, dass das selbstverständlich geworden ist. Es ist eben selbstverständlich und ist sozusagen die Treppenstufe, von der aus man auf die nächste steigen möchte zu etwas, was eben (noch) nicht selbstverständlich oder sogar nicht vorhanden ist. Wer will es dem Treppensteiger verdenken, dass er meint, die vorige Treppenstufe bleibe selbstverständlich??? Also DDR mit Bananen täglich plus Spanienurlaub. Vielleicht wird die gestützte Miete dann eben aufs Gehalt geschlagen. Gleicht sich aus und wird noch besser, denn wir sind ja kreativ...
Eine gewisse Naivität macht menschliches Glück erst wahrscheinlich.
Aber bevor ich auf Bewahrenswertes komme, möchte ich doch im geschichtlichen Urschleim anfangen. Der untergegangene "Realsozialismus" litt nämlich von Anfang an an einer Art Ursünde...

Veröffentlicht in DDR

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post