Was die DDR war, was sie sein sollte und was sie bleiben wird

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Zig Millionen werden Jahr für Jahr investiert mit einem einzigen Ziel: Ihr, die Ihr dabei wart und Ihr, die denen Glauben schenken, die dabei waren, Ihr habt Unrecht. Begreift endlich, dass es reicht, wenn man die Buchstaben DDR hört, wie ein gut dressierter Hund "Stasi-Stasi!" zu bellen oder "Mauer-Mauer!" oder wenn Euch das nicht intellektuell genug vorkommt: "Unrechtsstaat-Unrechtsstaat!"

Eine Bedrohung für all diese Möchte-gern-Hund-Menschen-Dresseure: Es gibt einige authentische Werke der Literatur, die erzählen, wie es dort wirklich war, wie es war, dass es nicht hätte so sein sollen und warum und wo die Kraft gelegen hätte, es zu ändern. Ein Meister unter jenen Schreibern "unserer" Wirklichkeit war Erik Neutsch. Über die DDR zu urteilen, ohne der "Spur der Steine" gefolgt zu sein oder "Frieden im Osten" gelesen zu haben, muss zumindest sehr einseitig und wahrscheinlich falsch geraten. In der aktuellen Wochenendausgabe der "junge Welt" greift Eberhard Panitz Gedanken des Freundes auf:

 Bis zuletzt blieb er der, der er war und hier geworden ist, und bekannte sich dazu: »Mein Glück war, ich betone mein Glück, fast ein halbes Jahrhundert, meine schöpferischsten Jahre, in einer Gesellschaft gelebt zu haben, die von Grund auf den humanistischen Idealen der Menschheit verpflichtet war, die der Solidarität und nicht der Konkurrenz den Vorzug gab, und daran, an ihrer Gestaltung, selbst nach besten Kräften mitgearbeitet zu haben. Das heißt: Wir hatten uns die Freiheit genommen für vierzig Jahre Friedenspolitik in Deutschland, für die Entmachtung der Banken, der Konzerne und des Großgrundadels, für die Bodenreform, für soziale Gerechtigkeit, für die Würde des weiblichen Geschlechts, für gleiche Bildung für alle und kostenlose Gesundheitsfürsorge und, und, und … Und dazu gehörte natürlich, daß ich mir, um schließlich selbst schreiben zu können, als Arbeiterjunge soviel Wissen aneignen konnte, wie ich nur wollte, was so ebenfalls in diesem Staate möglich war. Also ich kann es nicht leugnen: Ich bin ein Kind der DDR.«

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... »Verdämmerung« – das Buch über den Tod seiner Frau und den Untergang des kleinen Landes DDR, von dem es darin heißt: »Nichts von dem, was einst den Anspruch erhob, sozialistisch sein zu wollen, wird bleiben. Umsonst die Mühen, das Aufbauwerk von Millionen, voller Zuversicht, Leidenschaft – und gewiß auch voller Irrtümer –, in Deutschland ein anderes zu errichten, als es jemals vorher war, einen Staat ohne die Herrschaft der Banken und des Geldes, ohne Ausbeutung und ohne Geknechtete. Alle unsere Ideale werden durchgereicht werden bis in den Abgrund aller Menschenunwürdigkeit, bis sie nur noch zum Verhöhnen taugen.« Zuletzt wird von seiner sterbenden Frau die Frage aufgeworfen: »Weißt du, wovor mir bange ist? Daß ich, wenn ich sterbe, unsere Enkel nicht mehr schützen kann.« Er antwortet nachdenklich: »Trotz alledem. Es muß ein Aufstand der Vernunft sein. Im Namen des Volkes, gewiß, mit der Kraft der Völker. Nur durch ihn wäre die Menschheit zu retten…«

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