Lieschen Müller sagt: Meinetwegen Sozialismus, wenn ...

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Da belästigt mich einer mit einer drei Jahre alten Umfrage. Sie ist insofern interessant, weil ihr nun Bundestagswahlen gefolgt sind. Die haben das Ergebnis wieder relativiert: Zwar kann sich demnach eine beachtliche Mehrheit vorstellen, in einem Sozialismus mit Arbeitsplätzen, Solidarität und Sicherheit zu leben, aber dieselbe Mehrheit will es offensichtlich nicht (oder traut es der angebotenen "Linken" nicht zu?).

Für die Auseinandersetzung sollte beachtet werden, dass dabei noch ein Unterschied Ost-West besteht. Ich interpretiere es so, dass der "Sozialismus" der DDR mit seinen tatsächlichen schlimmen Mängeln von den Ostdeutschen tatsächlich erlebt worden ist, während die Haltung der Westdeutschen eher aus dem Horrorbild gespeist wird, das ihnen die Medienmacht als Wirklichkeit suggeriert hat. Wer eben weiß, wovon er in etwa spricht, ist eher für eine funktionierende Gemeinschaft als einer, der nur theoretisch (und ggf. in künstlerischer Verhüllung durch Propagandafilme) "erfahren" durfte, dass etwas nicht geht, wird es eher abstrakt ablehnen. Es wird ja die Wirklichkeit politisch verzerrt: Die Zahl der Menschen, die ihr konkretes Leben als vom "Verfassungsschutz" gestört erlebt haben, ist eben relativ klein. Real war das in der DDR nicht viel anders. Die allgemeine Belästigung durch das MfS (die "Stasi") hat real im letzten Jahrzehnt des Staates DDR unangenehm zugenommen - das Bild ihrer Allgegenwart aber ist eine Mischung aus Propaganda und der Möglichkeit, alle Einzelfälle einzusehen. Wie viele Menschen wissen den heute einfach nur nicht, dass über sie Dossiers angelegt wurden, dass irgendein wichtigtuerischer oder prämiengeiler Zuträger sie anzuschwärzen versucht hat ...

Dass Leute ihre Stimme zu verkaufen bereit zu sein zugegeben haben, ist das Beeindruckende. Es ist aber "vernünftig". Praktisch ist die Stimme der Einzelnen in einer "repräsentativen Demokratie" ja fast restlos wertlos. Kann man es diesem Einzelnen verdenken, wenn er ein Prinzip der "Marktwirtschaft verinnerlicht, dass alles eine Ware ist und seinen Preis hat?

Umfrage: Viele Deutsche scheuen Leben im Sozialismus nicht

Sozialismus statt Demokratie: Eine große Mehrheit der Deutschen kann sich laut einer Umfrage vorstellen, in einem sozialistischen Staat zu leben. Fast jeder Vierte wünscht sich demnach sogar hin und wieder die Mauer zurück.

Berlin - Für die meisten Deutschen ist ein Leben im Sozialismus offenbar keine Schreckensvorstellung. Solange für Arbeitsplätze, Solidarität und Sicherheit gesorgt wäre, könnten sich 80 Prozent der Ostdeutschen und 72 Prozent der Westdeutschen ein Dasein in einem sozialistischen Staat vorstellen, ergab eine Emnid-Umfrage, aus der die "Bild"-Zeitung zitierte.

 

... Freiheit ... sehen nur 28 Prozent der Ostdeutschen, aber immerhin 42 Prozent der Westdeutschen darin ein wichtiges politisches Ziel. ... fast ein Viertel sich unter bestimmten Umständen wieder eine Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland wünscht.

23 Prozent der Ost- und 24 Prozent der Westdeutschen sagten, es sei "manchmal wünschenswert, es gäbe die Mauer noch". Der Aussage "Etwas Besseres könnte gar nicht passieren" stimmten im Osten 15 Prozent zu, im Westen sogar 16 Prozent zu. (!!!)

... würde jeder siebte Ostdeutsche und jeder zwölfte Westdeutsche seine Stimme für 5000 Euro an eine Partei verkaufen - ohne Rücksicht auf die politische Ausrichtung.

 

siehe http://www.spiegel.de/politik/deutschland/umfrage-viele-deutsche-scheuen-leben-im-sozialismus-nicht-a-683548.html

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