Hunger muss sein!!! - Die Antwort...

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Die "junge Welt" ist eine eigentlich auf marxistischer Grundlage stehende Zeitung. Insofern ist die Gedankenkette, dass die "Verbraucher" von billigem Fleisch Schuld am Hunger in großen Weltteilen tragen, sagen wir es vorsichtig ein sehr primitiver "Materialismus". Diese Logik überbietet fast noch jene, dass pfurzende Rinder die eigentlichen Umweltzerstörer seien.
Die die Überschrift des angefochtenen Artikels umdrehende Überschrift meines Beitrags ist nicht nur Wortspiel. Sie Zielt auf den grundlegenden Mangel von B.s Artikel: Hunger ist erst in zweiter Linie ein technisches Problem. Wäre es dies, dann wäre er längst beseitigt, denn in der Summe sind (unterschiedlich verteilt) alle Voraussetzung für eine akzeptable Ernährung der gesamten Weltbevölkerung vorhanden.
Es ist auch nicht die Kurzsichtigkeit einzelner Politiker, die nur eines Besseren belehrt werden müssen, um die Veränderungen durchzusetzen. Und dass ich das damit verändern sollen könnte, indem ich keine Sarazin-Bratwurst mehr fresse, erscheint mir wirklich haarsträubend.
Der Kern liegt doch im Weltwirtschaftssystem: Kapitalismus funktioniert auf der Basis vielschichtiger Unterschiede. Wichtig dabei ist, dass es immer irgendwo noch eine Gruppe Menschen gibt (oder zu geben scheint), der es schlechter geht als den unmittelbar gerade "Ausgebeuteten". Woher kommen denn in letzter Konsequenz die Almosen, mit denen die Hartz-IV-Empfänger in Reserve gehalten werden? Letztlich doch aus der Ausraubung der ökonomisch schwächeren Restwelt.  Die "Ausländer" aber wiederum braucht man als Prügelknaben. Wer sieht denn, aus welcher Lage die zu fliehen versuchen, wenn sie auf Aufnahme in Deutschland hoffen? Würden sie denn das, wenn sie ein würdiges Leben in ihrer Heimat hätten? Wohl kaum.
Und der Scheiß funktioniert: Wie viele ausgestoßene Deutsche fühlen sich wenigstens denen gegenüber als etwas Besseres?! Weil diese Ausländer die Hände aufhalten... Sollen die Deutschen mal massenweise versuchen, sich in Südsudan arbeitend einzurichten. Die blickten erstmal auch nicht durch...

Aber kann man denn einem Kapitalisten verdenken, dass er sich wie ein Kapitalist verhält, dass er nach dem strebt, was seine Existenz erfordert, nach Maximalprofit? Dass er dazu besticht so viel es sein Überschuss erlaubt, damit alles bleibt wie es ist? Sein Eigentum fordert das von ihm.

Und eben in diesem Eigentum liegt die Quelle sich reproduzierender Armut und der Kriege ("jeder gegen jeden"). Ein wirkliches Interesse an der Weltentwicklung kann nur eine wirkliche Weltgemeinschaft haben, wo niemand aus der Solidarität für Andere Nachteile für sich selbst erdulden muss. Mag mir Herr B. noch so oft raten, ich sollte deutschen Reis an Stelle meiner Bratwurst essen, diese Solidarität wächst in erforderlichem Umfang nur auf dem Boden weltweit gemeinschaftlich organisierten Produzierens - dem so etwas wie "Volkseigentum" zugrunde liegt. (was immer dies praktisch wirklich sein wird...)

Veröffentlicht in unsere Epoche

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