Am Krankenbett der Linken (4)

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Ja, dort beginnt es bereits: Was ist denn ein "erfülltes Leben"?
Die Zeit der Heroen ist kurz. Für eine geschichtliche Millisekunde mögen die Menschen gefragt sein, die sich für "die Menschheit" aufopfern, für heere Ziele, Kortschagins eines kommunistischen Aufbaus. Doch der "Kommunismus" muss der Schritt "aus dem Reich der Notwendigkeit" ins "Reich der Freiheit" sein. Das heißt nicht Unterwerfung unter eine Gemeinschaft, die dann durch "die Partei" und die am Ende durch ein "Zentralkomitee" und das vielleicht noch durch einen Generalsekretär verkörpert wird.
Ein erfülltes Leben ist die immer vollständigere Entfaltung jeder einzelnen freien Persönlichkeit.
Jeder Baustein muss an der richtigen Stelle sein. Natürlich ist richtig, dass die ökonomischen, die sozialen "Freiheiten" das Fundament für die anderen darstellen. Aber kann jemand auf einem Fundament wohnen???
Wer da Fundament leugnet, wer also auf planbares Gemeinschaftseigentum an den maßgeblichen Produktionsmitteln verzichtet, akzeptiert die Reduktion von "Menschen" auf "potentielle Konsumenten", in unterschiedlicher Menge Geldbesitzer, die dies (und sich selbst) in Ware zu verwandeln haben - und die sich noch über die Freiheit freuen sollen, solange, wie sie dieses Geld noch besitzen, entscheiden zu können, in welche Waren sie es verwandeln.
Trotzdem, gerade weil das alltägliche Leben ein Lernprozess ist und es so funktioniert , wie es eben funktioniert, geht es nicht ohne "bürgerliche Freiheitsrechte".
Unter in zig Generationen einmal erreichten "kommunistischen Zeiten" werden diese Gewohnheitsrecht sein. Bis dahin müssen wir uns mit geschriebenem Recht und entsprechenden Institutionen zufrieden geben. Das müssen eben auch revolutionäre Klassenkämpfer verinnerlichen. Da hilft beim Kampf gegen den modernen Spitzelstaat weder die Piratenpartei und die FDP schon gar nicht.
Aber verlassen wir nicht das "erfüllte Leben".
Hauptproblem "Rauschgiftsucht".
Erkläre mal jemand einem Rauschgiftsüchtigen, was gut für ihn ist. Sein elementarstes Verlangen ist das nach dem nächsten Joint, dem nächsten Schuss. Für den ist der Besuch einer wunderbaren Theatervorstellung sogar eine Qual.

Bildhaft gesprochen hängen heute fast alle "an der Nadel". Suptiler natürlich. Wenn der Nachbar ein Handy hat, mit dem er Fotos schießen kann, dann muss man das doch auch haben. Muss man??? Wenn der Supermarkt an der Ecke eine Räumungsaktion startet, dann muss man doch... Muss man? Wenn alle von der neuen Soap sprechen, dann muss man doch wissen wer... Muss man?
Es gibt also Unmengen an "Bedürfnissen" die Ergebnisse einer notwendigen, zumindest einer notwendig erscheinenden Anpassung an "das Leben, so wie es eben ist" darstellen.
(wird fortgesetzt)

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