Arbeitsthesen der Soko zur PDL-Entwicklung und ein Konferenzrückblick

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Arbeitsthesen der SoKo:

Partei ‚Die Linke.’ – Teil der Lösung oder Teil des Problems ?

1. Die Entstehung der Partei ‚Die Linke.’ (PDL) vor gut zweieinhalb Jahren war

Ausdruck eines breit entwickelten Wunsches in der Bevölkerung nach einer linken

Alternative im politischen Parteienspektrum.

2. Mit dem Auftreten der PDL eröffneten sich der antikapitalistischen Linken

insgesamt neue politische Handlungsräume. Große Teile dieser Linken orientierten

in der Folge auf eine Mitarbeit in dieser Partei.

3. Die vielfältigen Ansprüchen und Forderungen aus den unterschiedlichen

politischen Bewegungen, denen sich die maßgeblichen Führungsgruppen der PDL

ausgesetzt sahen, wurden von diesen im Resultat immer weniger berücksichtigt,

eine dynamische Mitgliederaktivierung ist ausgeblieben

4. In der parteiinternen Entwicklung konnte sich auf breiter Front eine reformistische

Sicht durchsetzen, die in manchen Parteigruppierungen sozialdemokratische, in

manch anderen sogar bereits sozialliberale Züge annahm und weiter annimmt.

5. Gesellschaftlich konnte die PDL den eröffneten Handlungsraum nicht durch eigene

dynamische Politik füllen – die Partei ist über den Status einer Wahlpartei für das

bürgerliche Parlament, oft mit dem Anspruch auf Mitgestaltung des Kapitalismus

und Ko-Management, nicht hinausgekommen.

6. Die Erfordernisse antikapitalistischer Aktivierung, nämlich die Entwicklung von

Selbstorganisation, werden durch den ‚Betrieb’ der PDL zunehmend ausgebremst

– in ihrer politischen Grundsubstanz wirkt die PDL überwiegend nicht mehr

vorwärtstreibend, sie wird zunehmend ein ‚Teil des Problems’.

7. Konsequent bewegt sich der Fokus antikapitalistischer Politik derzeit weg von der

PDL – dabei gibt es zeitversetzte örtliche Unterschiede. Veränderungen der

Parteispitze nach rechts und immer weiter ausuferndes Mandatsträgertum in

bürgerlichen Parlamenten auf allen Ebenen, führen dazu, dass von einem antikapitalistischen

Gebrauchswert nur noch sehr eingeschränkt die Rede sein kann.

8. Die Partei ‚Die Linke’ kann daher nicht – je nach Sichtweise: nicht länger - als

wichtigste Kooperationsform der antikapitalistischen Linken gelten; das ist für

einzelne ehrlich Engagierte schmerzlich zu sehen, dennoch aber nüchtern zu

analysieren.

9. Einen Aufschwung antikapitalistischer politischer Kultur wird es nur durch die

Schaffung separater antikapitalistischer, kampagnenfähiger und vernetzter

Strukturen auf allen Ebenen geben – die antikapitalistische Linke muß aus dem

Schlagschatten der PDL heraustreten.

Als Sozialistische Kooperation (SoKo) sehen wir uns als Teil dieser Kultur. Wir wollen, wie

andere derzeit ebenfalls, unsere bescheidenen Möglichkeiten dazu nutzen, die Schaffung

dieser separaten Strukturen zu unterstützen. Wir bitten Euch um solidarische

Unterstützung in Euren politischen Zusammenhängen und um die Verbreitung dieser Idee

antikapitalistischer Zusammenarbeit. Macht mit bei der SoKo !

Arbeitsausschuss der SoKo, Aachen, 21.03.2010

Zu einer Konferenz zum Thema „Partei ‚Die Linke.’ – Teil der Lösung oder Teil des

Problems ?“ hatte die Sozialistische Kooperation (SoKo) am 21.03. in das Aachener

‚Welthaus’ eingeladen. Es war wohl dem Wahlkampf in NRW zu schulden und der

anstrengenden Sozialprotestdemo in Essen am Tag zuvor, dass zusammen mit wenigen

Mitgliedern aus dem örtlichen Kreisverband der Partei ‚Die Linke.’ nur etwa zwei Dutzend

TeilnehmerInnen gekommen waren, die sich an der Diskussion zum Thema beteiligten.

Gerade der Aachener Kreisverband gilt ja als ‚links’ in der PDL, gerade hier wurde z.B. an

der bloßen parlamentarischen Orientierung der Partei in der Vergangenheit viel Kritik

geübt und darum gekämpft, die PDL nach ‚links’ zu schieben.

Der SoKo wurden im Vorfeld der Konferenz viele Beiträge über neuere und neueste Enttäuschungen in und von der PDL angetragen. Quer über die Republik verteilt, wächst nämlich

die Zahl antikapitalistischer Linker, die sich von diesem Linkspartei-Projekt abwenden, sich dabei aber oftmals resignierend gänzlich aus der Politik zurückziehen wollen.

Genug Anlaß also für eine öffentliche Erörterung der Problematik.

Edith Bartelmus-Scholich (‚scharflinks’, SoKo, Krefeld) argumentierte in ihren Referaten im Sinn dieser Menschen, indem sie vermittels einer Vielzahl von Zahlen und Fakten aus der jetzt fast

dreijährigen Geschichte der PDL nachwies, dass die Angehörigen der Funktionseliten kraft

ihres Politikmodells derzeit wohl den einen oder anderen Wahlerfolg, dagegen aber eine

immer geringere Bewegung und Aktivierung der Mitglieder bewirken.

Die Mitgliederzahlen stagnierten in der Folge, die Politikinhalte gleichen Nuance für Nuance immer mehr dem kapitalistischen Ko-Management der anderen Parteien, vor allem der

sozialdemokratischen.

Vor allem aber zog sie eine ernüchternde Bilanz der bisherigen Regierungsteilnahmen der

Partei, ob als PDS oder als Partei ‚Die Linke.’

Mitregierend in den Landesregierungen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin wurden

die eigenen politischen Ziele ebenso wie die Interessen der Bevölkerungsmehrheit

aufgegeben. Sozialabbau, Stellenabbau im Öffentlichen Dienst, neoliberale

Deregulierung, Tarifflucht, Privatisierungen der Daseinsvorsorge, Verschärfungen der

Polizeigesetze bis hin zur Einrichtung einer „Schülerdatei“ und der Auslosung von Plätzen

an Gymnasien in Berlin sind als Ergebnisse der Regierungsbeteiligungen zu nennen.

Für die Referentin sind Regierungsbeteiligungen damit unter den gegenwärtigen

Bedingungen keine Option für eine linke Partei. Diese müsse vielmehr auf Sozialproteste,

die Förderung solidarischer Selbstorganisation und antikapitalistische Perspektive setzen.

Zuvor hatte Horst Hilse (SoKo, SALZ Köln) in einem Impulsreferat skizziert, welche

Aufgaben eine politische Linke historisch und aktuell wahrzunehmen habe und dass die

Arbeiterklasse als politische Akteurin stärker wahrgenommen und unterstützt werden

müsste, wenn es zu einem grundlegenden Wechsel des Kräfteverhältnisses kommen soll.

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