Zurückschießen? Fragen der Bundeswehr-Jugendpropaganda in Schulen und anderswo

Veröffentlicht auf

Schulfrei für die Bundeswehr08.11.2010

 

Bevor Du unterschreibst

Was tun gegen Totschlagargumente? Wenn der Jugendoffizier an die Schule kommt?

Die Bundeswehr erobert Schulen. Jugendoffiziere - junge, rhetorisch geschulte Soldaten - sollen Schüler vom Dienst an der Waffe und der Notwendigkeit des Krieges überzeugen. Militär gehört aber nicht in eine zivile Bildungseinrichtung. Eine Erziehung zu friedlicher Konfliktlösung ist mit der Bundeswehr nicht machbar. Daher: Bundeswehr raus aus den Klassenzimmern!

Einige Tipps zur Entmilitarisierungen der Schule - als DIN A-Blatt - für Schüler_innen zum Verteilen an und vor Schulen oder zu anderen Gelegenheiten.
Der Flyer zum Ansehen


 Fact-Sheet: Bundeswehr und Schule
Die Bundeswehr versucht mit Hilfe von Jugendoffizieren und den Unterrichtsmaterialien „Frieden und Sicherheit“ an Schulen die Militärpolitik der Regierung zu legitimieren und Jugendliche direkt an Schulen zu rekrutieren.

Im vorliegenden „Factsheet“ sind die wichtigsten Informationen zu dem Thema sowie Recherchetipps und Literaturangaben zusammengestellt. Das Factsheet kann als Vorlage für eigene Flugblätter dienen, eignet sich aber auch zum direkt auslegen.

Der Flyer zum Ansehen



 Pass auf - Lass Dich nicht ködern
Flyer gegen die Rekrutierungsversuche der Bundeswehr an Schulen
 

- Keine Arbeit?
- Keine Ausbildung?
- Wenig Geld?

Lass dich nicht ködern!

Arbeitsmarkt und Zukunftsangst machen dich zum Ziel des Werbefeldzugs fürs Militär.
Die Marketingexperten der Bundeswehr locken dich mit vielen Versprechungen: ein interessanter Job bei einem scheinbar normalen Arbeitgeber, mit 1200 € netto von Anfang an, verschiedenen Berufsausbildungen, Studiengängen und sicheren Arbeitsplätzen.

Aber das ist kein Job wie alle anderen! Das Kleingedruckte bei diesem Angebot:
Du musst dein normales Leben für mindestens 4 Jahre (Studierende für 12 Jahre) gegen das eines Soldaten, einer Soldatin eintauschen. „Köder-Stellen“ wie Pilot oder Arzt sind sehr selten zu besetzen oder brauchen häufig eine höhere Vorbildung (Schul- oder Berufsabschluss). Viele Stellen beim Militär werden nicht besser bezahlt als rein zivile Stellen.
Einmal dabei, lassen sie dich dann nicht mehr einfach gehen, kündigen geht nicht. Wenn du den Kriegsdienst mit deinem Gewissen nicht vereinbaren kannst, kannst du verweigern (nach Grundgesetz, Art. 4, Abs. 3). Du hast sehr hohe Chancen nachträglich anerkannt und entlassen zu werden. Doch dann können dir die Ausbildungskosten in Rechnung gestellt werden und etwaige bereits erarbeitete Rentenansprüche verfallen ebenfalls.

Was dich bei der Bundeswehr erwartet oder worüber die netten Werber nicht gerne reden.
In der Ausbildung lernst du zu töten. Dies ist das eigentliche Handwerk des Soldaten. Dazu müssen dir erst die menschlichen Hemmungen abtrainiert werden. Der Heeresinspekteur Generalleutnant Hans-Otto Budde fordert 2004 (laut „Die Welt“ vom 29.02.2004): „Wir brauchen den archaischen Kämpfer und den, der den High-Tech-Krieg führen kann.“ Ein Offizierskollege ergänzt (in „Die Welt am Sonntag“): „Diesen Typus müssen wir uns wohl vorstellen als Kolonialkrieger...” Andere empfehlen zu diesem Zweck psychischen „Drill“, „soldatische Werte“ sowie die Beanspruchung „bis an die Grenze der körperlichen, geistigen und seelischen Belastbarkeit“.
Solche Ausbildungsziele können zu entwürdigenden bis zu sadistischen Praktiken führen. Das geht bis zu den bekannt gewordenen Fällen von Foltermethoden bei der Rekruten¬ausbildung. Frauen, die sich als Soldatinnen verpflichtet haben, sind zudem sexistischer Anmache, sexuellen Übergriffen bis hin zu Vergewaltigungen ausgesetzt.

Doch die Ausbildung ist nur das Vorspiel für weltweite Einsätze, zu denen du dich grundsätzlich immer auch verpflichtest.
Zwar heißt es im Grundgesetz, Art. 87a nur: „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf.“ Doch die Verteidigungspolitischen Richtlinien, quasi der Arbeitsauftrag der Bundeswehr, verstoßen gegen diesen Artikel: „Künftige Einsätze lassen sich weder hinsichtlich ihrer Intensität noch geo¬grafisch eingrenzen.“ Natürlich gibt es für die¬se Einsätze verharmlosende Bezeichnungen wie „friedenserhaltende“ oder „friedensschaffende Maßnahmen“, „humanitäre Interventionen“ oder „Kampf gegen den Terror“. Damit kann ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gemeint sein (wie in Jugoslawien 1999), eine militärische Besetzung in einem Kriegsgebiet (wie in Afghanistan) oder ein Militäreinsatz zur Rohstoff- und Gewinnsicherung großer Konzerne gegen die Interessen der Bevölkerung (wie im Irak).

Du trägst als gehorsamer Soldat das Risiko zu töten oder getötet zu werden.
Aus dem „Auslandseinsatz” wird dann blutiger Ernst mit Toten, Verletzten und Verstümmelten. Doch der Einsatz von Waffengewalt wie in Afghanistan führt zu keinem Frieden, sondern zu noch mehr Leid, Hass und Gewalt. Das ist auch kein Wunder, wenn bei der Bekämpfung von sogenannten Aufständischen in Afghanistan Dörfer bombardiert werden, wenn Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung billigend in Kauf genommen werden. Ob du es willst oder nicht, als Bundeswehrsoldat im Rahmen des NATO-Einsatzes in Afghanistan bist du kein Entwicklungshelfer. Du gehörst einer kriegführenden Partei an, die zur Steigerung von Hass und Gewalt beiträgt, die sich dann auch gegen dich richten kann. So fanden bei Bundeswehreinsätzen im Ausland bisher 77 Soldaten den Tod und eine Vielzahl davon wurde verletzt (Stand 2008).
Als Soldat kannst Du jederzeit zum Gewalttäter und zum Gewaltopfer werden.

Das alles ist für einen normalen Menschen kaum auszuhalten.
Immer mehr SoldatInnen kehren mit post-traumatischen Belastungsstörungen (PTBS) von den Einsätzen zurück, kritisiert der Wehrbeauftragte, dazu gehören Stress, Unsicherheit, Panikattaken bis völlige Hilflosigkeit. Schlaflosigkeit, erhöhte Selbstmord- und Suchtgefährdung, aber auch Gewalttätigkeiten gegenüber engen Angehörigen sind mögliche Auswirkungen. Partnerschaften und Familien zerbrechen häufig daran. Insgesamt mussten zwischen 1996 und 2006 rund 1600 Bundeswehrangehörige nach Auslandseinsätzen wegen psychischer Störungen behandelt werden – und es liegt nahe, dass weit mehr SoldatInnen betroffen sind, die sich aber schämen, ihre Probleme offenzulegen. Bundeswehrangehörigen selbst stinkt ihr Kriegshandwerk zunehmend: 73,6 % der BerufssoldatInnen können den Dienst bei der Bundeswehr nicht empfehlen!

Eine Verpflichtung als ZeitsoldatIn bei der Bundeswehr? Überleg es dir noch mal!
Lass dich nicht blenden von den Hochglanzbroschüren und Versprechungen!
Was du stattdessen machen kannst
Du willst zupacken, rumkommen und was erleben? Du willst auch was Nützliches und Sinnvolles machen? Es gibt viele zivile Alternativen für dich, z.B. in der Entwicklungszusammenarbeit oder im Katastrophenschutz. Es gibt auch viele zivile Alternativen zum Militäreinsatz, z.B. Friedensdienste und Menschenrechtsbeobachtung. Es gibt die unterschiedlichsten Zivildienststellen und zahlreiche Möglichkeiten als Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr, um sich für zivile Berufe zu qualifizieren.

Informationen und Hilfen...

Zentralstelle KDV
Sielstraße 40, 26345 Bockhorn
Telefon 04453-9864888
E-Mail Zentralstelle.KDV@t-online.de
Website http://www.Zentralstelle-KDV.de

DFG-VK Bundesverband
Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt
E-Mail kdv-beratung@dfg-vk.de
Website http://www.dfg-vk.de





und dazu das Passende Buch:

 An der Heimatfront
Michael Schulze von Glaßer
Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr
Softcover, DIN A5, 260 Seiten, zahlr. s/w-Fotos
ISBN 978-3-89438-442-5, Verlag: papyrossa
(Bestellung auch bei uns im ²https://www.dfg-vk.de/shop/buecher/127/an_der_heimatfront DFG-VK-Materialvertrieb "Pazifix"²)

Bundeswehr-Werbespots im Fernsehen, Jugendoffiziere in Schulen, Reklamestände auf Marktplätzen: immer öfter wirbt das deutsche Militär in der Öffentlichkeit um Zustimmung. Doch die Heimatfront bröckelt und die Bundeswehr müht sich ab, dies zu verhindern. Bei eigenen Veranstaltungen im öffentlichen Raum, bei eigens organisierten Jugendsportfesten oder bei »Tagen der offenen Tür« kann sie sich nach Belieben präsentieren. Eigens von ihr entwickelte Medien sollen insbesondere potentielle Rekruten für den Dienst an der Waffe begeistern: Eine Jugendzeitung, Schulmagazine, Rekrutierungsportale im Internet, auf Jugendliche zugeschnittene Computerspiele. Wo sie nicht direkt werben kann, schaltet die Armee Reklame in zivilen Medien. Ob im Jugendmagazin BRAVO, der bundesweiten Schülerzeitung SPIESSER oder im Radio. Auch Spielfilmproduktionen und Fernsehdokumentationen werden unterstützt. Das Buch präsentiert erstmals einen umfassenden Überblick über die Reklametätigkeit des Militärs und analysiert dessen verschiedene Werbe-Methoden.

Das Inhaltsverzeichnis zum Buch (pdf-Datei)

Das Vorwort zum Buch (pdf-Datei)


Bestellungen über den DFG-VK-Materialversand "Pazifix"
Internet: http://www.dfg-vk.de/shop
E-Mail: material@dfg-vk.de
Telefon: 0711-231 94 79
Postadresse: Werastraße 10, 70182 Stuttgart

Mehr Informationen: http://www.dfg-vk.de/webshop

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