"Land des Anstands" hört sich christlich und besser an als ...

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sozialistisch, chavistisch usw. In dem Artikel der "jungen Welt" wird der Paraguayer Lugo auch nicht mehr als linksgerichtet oder so bezeichnet. Seine Perspektiven klingen sehr menschlich, etwas verträumt, vor allem aber - und das ist besonders zu beachten - sehr christlich im uspsrünglichen Sinne, einem Sinn, nachdem heute eben Jesus Christus, wenn er denn in einer Partei sein sollte, in einer kommunistischen Partei zu finden wäre.
Ein praktische Annäherung an Morales´Projekt würde ihn in die Schusslinie aller "Imperialisten", der US-Freunde und der eigenen Groß-Besitzer bringen. Vorausgesetzt, er überlebt dies, könnte er nur einen konsequenten Weg in Richtung eines ernsthaften demokratischen Sozialismus des lateinamerikanischen Jahrhunderts beschreiten - oder er kuscht vor der wirtschaftlichen Macht (wie dies sein brasilianischer Amtsgefährte zu tun scheint).
Ein sozialistisches Land und ein "Land des Anstands" als Synonyme, also verschiedene Bezeichnungen derselben Sache zu betrachten, hat was...
Schauen wir hin:


jW vom 07.05.2008 / Ausland / Seite 7

Der designierte Präsident Lugo will das korrupte Paraguay auf einen neuen Weg führen. Mit einer Landreform soll der Hunger bekämpft werden

Von David Vargas, IPS
Der designierte Präsident Paraguays, Fernando Lugo, will den südamerikanischen Staat zu einem »Land des Anstands« machen. Seine Regierung werde sich durch Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz auszeichnen, versprach der ehemalige katholische Bischof in einem Exklusivinterview mit IPS. Bei den Präsidentschaftswahlen am 20. April hatte der Befreiungstheologe Lugo einen historischen Sieg errungen. Mit 41 Prozent der Stimmen löst er die Colorado-Partei nach 61 Jahren Herrschaft ab. Nach den Erhebungen von »Transparency International« gehört Paraguay zu den korruptesten Staaten Lateinamerikas.

»Wir müssen das Bild Paraguays als ein korruptes, ausgeblutetes Land, das jede Hoffnung verloren habe, ändern«, erklärte der 56jährige. Er hoffe, daß Paraguay die Herausforderung annehme und in kurzer Zeit zu einem ehrenwerten Land werde. Die Niederlage der Colorado-Partei führt er darauf zurück, daß sie jegliche Verbindung zur Basis verloren habe und innerlich zerstritten sei.

Das vorrangige Ziel müsse der Aufbau eines neuen Paraguays sein. Als einen der ersten Schritte werde er sich um das Schicksal der indigenen Völker kümmern, so Lugo. »Kein Ureinwohner sollte mehr an Tuberkulose oder an Hunger sterben. Es darf nicht sein, daß die eigentlichen Herren des Landes nichts zu Essen haben.«

Paraguays künftiger Staatschef kündigte ferner an, die Energiefragen mit Brasilien und Argentinien zu erörtern, die versprochene Landreform anzugehen und die Unabhängigkeit der Justiz in der Verfassung zu verankern. Die Verträge über die Kraftwerke Itaipú und Yacyretá, die Paraguay gemeinsam mit Brasilien und Argentinien betreibt, will der studierte Sozialwissenschaftler neu verhandeln, um »gerechtere Preise« zu erzielen. Die so gewonnenen Mittel will er für die Verbesserung des Gesundheits- und des Bildungswesens einsetzen.

Außenpolitisch setzt der ehemalige Bischof der zentralparaguayischen Diözese San Pedro de Ycuamandiyú, einer der ärmsten Regionen des Landes, auf die Stärkung des gemeinsamen süd­amerikanischen Marktes MERCO­SUR, dem neben Paraguay auch Argentinien, Brasilien, Uruguay und Venezuela angehören.

Paraguay dürfe nicht weiterhin isoliert sein, denn allein komme das Land nicht voran, sagte Lugo. »Ich träume noch immer von einem vereinten Lateinamerika, wie es Simón Bolívar und José de San Martín getan haben«, erklärte Lugo unter Anspielung auf die beiden legendären Revolutionäre, die einst für die Befreiung Südamerikas von der spanischen Kolonialherrschaft kämpften. Insbesondere strebt Lugo enge Beziehung zu Bolivien an. »Ich will mit Präsident Evo Morales über seine Erfahrungen bei den Verhandlungen mit Brasilien und Argentinien über die Gaspreise sprechen«, sagte Lugo.

Ein weiteres zentrales Anliegen Lugos ist die Bekämpfung der Armut auf dem Land. Obwohl Paraguay ein großer Erzeuger von Soja und Rindfleisch ist, deren Weltmarktpreise in jüngster Zeit explodierten, lebt die Mehrheit der knapp sechs Millionen Bewohner in Armut. Unter Lugos Amtsvorgänger, Nicanor Duarte Frutos, kamen die Gewinne aus den Agrarexporten nur einer kleinen Minderheit zugute. Viele Paraguayer wanderten deshalb aus. »Es gibt 300000 Familien ohne eigenes Land, die ein würdiges Leben verdient haben«, erklärte Lugo. Ihnen will der »Bischof der Armen« nun mit einer umfassenden Agrarreform helfen. »Ich werde die Erstellung eines Katasters über Ländereien anordnen, um zu sehen welchen Handlungsspielraum wir haben«, kündigte er an.

Der designierte Präsident lebt in einer bescheidenen Wohnung am Rande der Hauptstadt Asunción. Er hat nach eigenen Angaben nicht vor, in den Präsidentenpalast umzuziehen.

Veröffentlicht in Venezuela u.a.

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