Wie wir siegen würden
Das Ziel ist der Weg – in sinngemäßer Umkehrung eines berüchtigten Bernstein-Mottos. Insofern machen die fortschrittlichen Kräfte Lateinamerikas auch in der Art, miteinander umzugehen Hoffnung. Wenn wir heute nicht Toleranz leben – wollen wir warten, bis Kommunismus wie eine Wetterwand am Himmel über uns hochkommt, um zu akzeptieren, dass die anderen Probleme anders sehen, weil deren Probleme auch anders sind?
Ich würde es ihnen wünschen, dass ein Gebilde „Vereinigte sozialistische Staaten von Lateinamerika“ zusammenwüchse, in dem die Verschiedenartigkeit der einzelnen Regionen geachtet würde. Aber auch der Artikel von Harald Neuber aus „junge Welt“ deutet an, dass alle die, die diese Richtung gehen könnten, im Moment andere Probleme haben…
Forum von São Paulo in Montevideo: Linke Parteien und Organisationen aus Lateinamerika beraten gemeinsame Strategien. Warnung vor Gegenoffensive der Oligarchie
Von Harald NeuberDas Forum von São Paulo wurde in der gleichnamigen Stadt in Brasilien 1990 nach dem Ende der bipolaren Weltordnung auf Initiative der Partei der Arbeiter ins Leben gerufen. Nach dem Fall der Berliner Mauer sollten durch den Zusammenschluß kommunistischer und sozialistischer Parteien Kräfte gebündelt und gemeinsame Aufgaben besprochen werden. Dem Forum gehören neben linken Parteien aus 19 Staaten Lateinamerikas und der Karibik auch die kolumbianischen Guerillaorganisationen FARC und ELN an. Sie werden an dem heute beginnenden Treffen jedoch nicht aktiv teilnehmen.
Das 14. Forum von São Paulo steht unter dem Motto »Einheit, Vielfalt und Integration«. Ein Grundsatzpapier, das ab heute in einem Arbeitstreffen diskutiert wird, hebt die wachsende Zahl von »Regierungen der progressiven und linken Kräfte« in der Region hervor. Der lateinamerikanische Kontinent befinde sich in einer »Phase neuer Perspektiven des Fortschritts für unsere Völker«. Schon diese grundsätzlichen Erklärungen stehen in krassem Widerspruch zu den Deklarationen des 5. EU-Lateinamerika-Gipfels, der am vergangenen Wochenende in Peru stattgefunden hat. Auf diesen biregionalen Treffen hatten sich exponierte Teilnehmer mehrfach gegen die »populistischen Regierungen« in Bolivien und Venezuela gewandt. Nach Ende der zweitägigen Konsultationen beklagte Boliviens Staatschef Evo Morales »Zensur«: Kein Vertreter der »kämpferischen Linken« habe auf der Abschlußveranstaltung das Wort bekommen, sagte er der linken mexikanischen Tageszeitung La Jornada.
Auch diese Erfahrungen werden in Montevideo ausgewertet werden. Neben dem Erstarken der Linken soll laut Programm die Gegenoffensive der Oberschicht in verschiedenen Staaten thematisiert werden. Explizit genannt wird die Separatismusbewegung in Bolivien und der Staatsterror gegen soziale Organisationen in Kolumbien.