Was hatte der „Realsozialismus“ mit dem Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate zu tun?

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Dieses „Tendenzgesetz“ sagt vereinfacht Folgendes aus:

Der Fortschritt der Produktivkräfte besteht im Kapitalismus im Wesentlichen aus immer neuer vergegenständlichter Arbeit, sprich moderneren Maschinen. Der einzelne Arbeiter erbringt also ein Vielfaches dessen, was er an der alten (oder gar keiner) Technik erbracht hatte. Kurzfristig muss der Kapitalist aber eine wesentlich höhere Investitionssumme aufbringen, um das jeweilige Endprodukt zu erzielen. Er hofft natürlich auf schnelle Amortisation der eingesetzten Maschinen, tendenziell sind diese aber immer schneller moralisch verschlissen (durch wieder bessere Maschinen überholt). Da aber durch die jeweils neueste Technologie über die steigende Produktionsgesamtmasse die Stückkosten gesenkt werden können, wenn nicht durch den einen Kapitalisten, dann durch den anderen, setzt sich dies (tendenziell!) immer durch. Die Folge ist eine ständig steigende Konzentration – eben der wachsenden Grundinvestitionssummen wegen.

Ergebnis: Der wirtschaftliche Vorsprung von kapitalkräftigen Ländern mit Großkapitalisten und –banken wird permanent vervielfacht, so wie der Vorsprung der Großunternehmen dank ihrer Kapitalkraft gegenüber ihren kleineren Kontrahenten immer neu vervielfacht wird – bis zur Vernichtung der kleineren Konkurrenz während der Krisen. (Das schließt keine innovativen Lücken aus. Es ist ja „nur“ ein Trend.)

Das Gesetz selbst sagt, dass letztlich tendenziell der Profit pro eingesetztes Kapital fällt.

Alle „realsozialistischen“ Staaten hatten mit extrem ungünstigeren Ausgangsbedingungen zu kämpfen als Vergleichsländer des Kapital-Wirtschaftsraums.

Verschärft wurde dies permanent durch die Verpflichtung zum Sozialsystem, was diese Länder ja alle hatten. Schließlich entsprach (und entspricht) dies dem Wesen des Systems. Aber es sind Ausgaben, die, sind sie einmal getätigt, eine Entscheidung gegen materielle Investitionen bedeuten.

Dazu kommt, dass einem Staat mit gesellschaftlichem Eigentum „Kredit“ nur minimal zur Verfügung steht. Im Kapitalismus ist dieser zum einen eine Option auf künftige Erträge (nur bei rechtlich vollständig voneinander getrennten Eigentümern möglich, denn sich selbst kann man keinen Kredit geben, da kann man nur heute auf Wohlstand für morgen verzichten). Zum anderen gibt es internationale Mechanismen, durch die „Kredite“, die eigentlich die „Drittweltländer“ denen der Imperien geben müssen, nie zurück gezahlt werden, sondern als „Schulden“ der Drittwelt-Staaten auftauchen.

Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate ist aber ein grundsätzliches Marktgesetz, dass nur deshalb besonders beim Kapitalismus auffällt, weil erst diese Gesellschaft in so hohem Umfang „konstantes Kapital“, also Maschinen im weitesten Sinne einsetzt. Die sozialistischen Wirtschaftseinheiten sind ihm auch unterworfen – das schmerzt allerdings nur, solange sie im wirtschaftlichen Kampf mit dem Kapitalismus überleben müssen.

Veröffentlicht in Theorie

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