Der legale Faschismus an der Macht in Europa nach 1945

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Das andere Spanien

 

In der Norbert-Fiebelkorn-Stiftung in Potsdam zeigte sich auf einer Abendveranstaltung am 12.11.2012 wie begrenzt selbst das Wissen von uns Kommunisten zu den alltäglichen Verhältnissen in Spanien ist. Eingeladen waren neben dem Sohn von Fritz Teppich, der noch einmal über die letzte Auszeichnung seines Vaters in Guernica berichtete, die Vertreter eines Vereins, der in Spanien nach ermordeten und irgendwo verscharrten Kämpfern für die spanische Republik sucht. Das meist ohne Genehmigung der Behörden, die erst aktiv werden, wenn der Verein fündig geworden ist. Diese Arbeit geschieht unter nach wie vor komplizierten Bedingungen, die mit der innenpolitischen Situation in Spanien zusammenhängen. So haben uns Klaus und Andrea auf einige Problemkreise aufmerksam gemacht, die hier nur kurz genannt werden können.

Es gab in Spanien nach dem Tod Francos und der Einführung der bürgerlichen Demokratie nie eine Aufarbeitung der Zeit der faschistischen Diktatur. Der Typ dieser Diktatur, was vielleicht eher bekannt ist, ist vergleichbar mit vielen lateinamerikanischen Diktaturen und mit der schon fast vergessen Obristendiktatur in Griechenland. Obwohl selbst vom europäischen Gerichtshof, der ganz sicher nicht kommunistisch verdächtig ist, eingefordert, wird nach wie vor über die Verbrechen der gesamten Zeit der Diktatur (von den 30iger Jahren bis 1977) der Mantel des Schweigens gehüllt.

Da sind die genannten Ausgrabungen und Ehrungen für die Kämpfer der Republik nicht gern gesehen. Bis auf den heutigen Tag gibt es in Spanien noch Falangistische (also Francotreue) Dörfer. Nie wurde Spanien von Faschisten wirklich gesäubert. Die Entnazifizierung im Adenauerdeutschland war zwar auch ein Witz, aber dieser hier zugedeckte Konflikt flog ihnen dann am Ende der 60iger Jahre um die Ohren. Das gab es in der Form nie in Spanien.

Was uns vielleicht auch nicht so bewusst ist, ist die Tatsache, dass auch die einzelnen Regionen in Spanien eine sehr differenzierte Politik betreiben. Dies gilt auch für die Erinnerungspolitik.

Wichtig ist auch, dass wir uns bewusst machen, dass der Faschismus in Spanien im Grunde genommen in zwei Zeitphasen aufgeteilt ist. Die erste beginnt mit dem Putsch gegen die reguläre republikanische Regierung nach dem bürgerlichdemokratischen Umschwung. Diese Phase ging weiter mit dem Sieg der faschistischen Konterrevolution und endet so in etwa zu Beginn bis Mitte der 50iger Jahre. Bis dahin war die Diktatur eine faschistische nach dem deutschen und italienischen Typ. Grundsätzlich änderte sich das danach natürlich auch nicht. Es wurde aber versucht, moderatere Züge nach Außen zu zeigen. So verschwanden z.B. die Konzentrations- und Arbeitslager und Regimegegner wurden „nur“ noch in Zuchthäuser gesteckt oder per Gerichtsurteil hingerichtet.

Zur Arbeit an der Erinnerungskultur gehört es so für den Verein auch, die Stätten der KZs wieder ausfindig zu machen.

Übrigens wird die ETA in Spanien selbst durchaus nicht negativ gesehen, die uns in bürgerlichen Medien ja immer als Terroristen dargestellt wurden. Es wurde faschistischer Terror mit Terror beantwortet. Das in diesem System die katholische Kirche eine miese Rolle spielt, ist selbstverständlich. Hat doch jüngst der Ratzingerpapst alle francquistischen Priester selig gesprochen. Da kann man nur sagen: „Danke“, da ist der gewählte Name Programm und wir wissen wieder einmal, woran wir sind. Der Spanienkämpfer Fritz Teppich, Namensgeber unseres „Fritz-Teppich-Vereins zur Sammlung antifaschistischer Biographien“, und seine Mitstreiter werden niemals vergessen werden.

Herbert Driebe

Veröffentlicht in Gewalt Frieden

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